Scott Radinsky von Pulley im Interview

Pulley
Foto: Pressefreigabe

Gerade erschien die neue Single „Lonely“ der Skatepunk-Legende Pulley bevor am 13. Mai das neue Album auf SBÄM Records releaset wird. Im neuesten Video treten Veteranen der Profi-Skate-Szene auf. Auch in unserem Interview mit Scott Radinsky zum anstehenden Album und der Europa Tour wird es nostalgisch – besonders mit dem Blick auf die Szene.

Ich label uns nur ungern. Wir spielen und schreiben, worauf wir Lust haben und lassen andere bestimmen, wo wir einzuordnen sind.<span class="su-quote-cite">Scott Radinsky</span>

Der Song „The Golden Life“ ist ein sehr interessanter Blick auf die Kommunikation zwischen der älteren und der jüngeren Generation, z.B. wie Musik konsumiert wird. Ist das ein Thema, über das ihr auch privat nachdenkt?

Im Moment nicht so oft, aber manchmal sitzen wir zusammen und reden darüber, wie man die Prozesse Musik zu veröffentlichen noch besser nachjustieren und vereinnfachen kann. Wir sprechen aber auch darüber, wie schnell man im Shuffle mit anderern Bands untergeht.

Dies ist euer erstes Album seit 2016 – während der Pandemie habt ihr einiges neu veröffentlicht und auch eine Akustik-EP gemacht. Glaubt ihr, dass die Gesamtsituation eurer Kreativität gut getan hat?

Die Pandemie hatte aus vielen Gründen sowohl Vor-, als auch Nachteile für uns alle. Ich denke, im Allgemeinen hat es der Musik und dem Songwriting geholfen, da die meisten von uns für einige Monate arbeitslos waren. Damit hatten wir die Möglichkeit, mehr Zeit damit zu verbringen. Am Anfang stand die Idee einer Akustik-EP, die sich dann zu einem ganzen Album mit neuer Musik weiterentwickelte. Die Inhalte, über die wir schreiben wollten, waren jeden Tag um uns herum, und sobald wir in unserem Proberaum waren, lief alles wie von selbst. Ich hasse es zu behaupten, dass uns so ein weltweites Ereignis half, aber in gewisser Weise haben wir doch davon profitiert, ja.

Bald werden wir euch wieder auf europäischen Bühnen sehen – was ist euer nachhaltigster Eindruck von Tourneen in Europa oder genauer genommen in Deutschland?

Wir haben über die Jahre viel Zeit damit vebracht im europäischen Raum live zu spielen und zu touren. Die Leute haben uns immer willkommen geheißen und ihre echte Liebe für die Musik gezeigt. Ich kann nicht für alle tourenden Bands sprechen, aber für uns weiß ich, dass wir während dieser Zeit täglich in verschiedenen Ländern ein- und ausgereist sind. Da Deutschland so groß ist, schien es immer so, als ob man wochenlang Shows spielen kann und das Land nie verlässt. Ich schätze, was ich damit sagen will, ist, dass wir viel Zeit dort verbracht haben. Außerdem fühlt es sich, wenn wir dort sind, immer wie eine Art Heimat oder Komfortzone an…

Bad Religion waren immer freundlich zu uns und ein Teil des Labels zu sein, das sie gegründet haben, macht es natürlich zu etwas ganz Besonderem.<span class="su-quote-cite">Scott Radinsky</span>

Habt ihr in den verschiedenen Ländern, die ihr im Laufe eurer Karriere bereist habt, Veränderungen in der Punkszene festgestellt?

Veränderungen gibt es immer – seit wir dabei sind, hat sich die Szene ständig weiterentwickelt. Von Hauspartys über gemietete Hallen bis hin zu Rockclubs. Ich denke, dass es je nach Popularität der jeweiligen Zeit verschiedene Arten von Publikum gab, von jung bis alt, aber auch immer wieder sehr viele bekannte Gesichter. Jedes Land hat definitiv seine eigene Identität und Kultur, aber am besten ist es, wenn man in Übersee spielt, weil man diese Erfahrungen fast täglich machen kann. Wie gesagt, die Veränderungen haben sich über die Jahre in der Popularität gezeigt. Unsere Musik ist mittlerweile praktisch Teil des Mainstreams geworden und wird von den meisten akzeptiert. Es ist daher nicht verwunderlich, dass man bei den Konzerten eine so große Vielfalt an verschiedenen Leuten sieht.

Bald werdet ihr mit Bad Religion auf der Bühne stehen und deren Jubiläumsfestival spielen. Bist du eigentlich nervös, wenn du ein solches Jubiläum spielst? Wie fühlt ihr euch angesichts des Aufgebots – gibt es auch für euch echte „Fan“-Momente?

Wir sind extrem aufgeregt, für ein paar Shows ein kleiner Teil davon zu sein und freuen uns darauf, sie live zu sehen. Ich persönlich würde sagen, dass ich die Show genießen werde, da ich fast die gesamten 40 Jahre ihres Bestehens ein Fan war. Bad Religion waren immer freundlich zu uns und ein Teil des Labels zu sein, das sie gegründet haben, macht es natürlich zu etwas ganz Besonderem.

Hoffentlich mögen die Leute unsere Musik noch eine Weile und wir können damit so lange weitermachen, wie es für uns möglich ist.<span class="su-quote-cite">Scott Radinsky</span>

Wie seid ihr auf SBÄM Records als euer Label für das neue Album gestoßen?

Wir haben uns noch nie persönlich getroffen, technisch gesehen war es nur per E-Mail. Es fing vor ein paar Jahren an, als Stefan sich mit ein paar Artworks für ein paar T-Shirt-Designs meldete, die wir benutzten. Ich glaube, das war zu Beginn der Pandemie, als er das Plattenlabel seiner Firma gründete. Damals wollte er gerne etwas mit uns machen, also haben wir ein paar Platten und eine Akustik-EP herausgebracht, bevor wir über ein komplettes Album gesprochen haben. Seitdem läuft die Zusammenarbeit problemlos. Ich glaube, beide Seiten haben das Vertrauen in den anderen gespürt und freuen sich darauf, so lange wie möglich weiterzumachen.

Melodicore und Skatepunk scheinen ein kleines Revival zu erleben und ich stelle immer wieder fest, dass Nostalgie in Bereichen wie Pop-Punk oder Nu Metal als Marketing-Instrument eingesetzt wird. Wie erlebst du die aktuelle Entwicklung? Ist sie für dich positiv oder negativ?

Ich label uns nur ungern. Wir spielen und schreiben, worauf wir Lust haben und lassen andere bestimmen, wo wir einzuordnen sind, denke ich. Wir haben gute und schlechte Zeiten in der Szene erlebt, aber wie alles, scheint auch hier alles irgendwann wieder zu kommen. Ich kann nicht sagen, was uns persönlich beeinflusst hat, aber ich weiß, dass die Musik relevant genug geblieben ist. Hoffentlich mögen die Leute unsere Musik noch eine Weile und wir können damit so lange weitermachen, wie es für uns möglich ist.