The Amity Affliction, Fit For A King, Gideon, Seeyouspacecowboy live in Hannover

Foto: Sebastian Wittag

Der Donnerstagabend beginnt früh und pünktlich. Seeyouspacecowboy stehen in den Startlöchern und betreten 18:45 Uhr die Bühne der 60er Jahre Halle des Kulturzentrum Faust. Den prägnanten Screamo Gesang von Sängerin Connie Sgarbossa hört man direkt beim ersten Song durchgängig. Abwechslung bringt der melodische Gesang des Gitarristen und Bassisten.

Das Publikum ist sehr gemischt, zwischen Menschen Mitte 30, die die Band schon zu ihren Teeniezeiten angehimmelt haben, bis hin zu Anfang 20-jährigen, die sie vielleicht erst vor kurzem entdeckten. Eine angenehme Symbiose an Menschen, die sowohl am Rand, als auch im Moshpit Rücksicht aufeinander nehmen.

Norddeutsche Mentalität

Das Publikum präsentiert sich auch nach der Nachfrage von Sängerin Connie, wer sich auf Gideon, Fit For A King und The Amity Affliction freue, recht verhalten und ganz nach norddeutscher Mentalität zurückhaltend. Vielleicht ist der Großteil einfach noch nicht eingetroffen. Schließlich ist es auch noch früh am Abend. So richtig motiviert wirken Band und Publikum noch nicht. Der Lichtmensch gibt heute allerdings alles. Nachvollziehbar, dass Sgarbossa die Haare komplett im Gesicht trägt, um die Augen zu schonen.

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Von den Space Cowboys zum Cowboy Outfit

Der Abend ist durchgetaktet. Pünktlich 19:30 Uhr starten Gideon, mit Cowboy Hut, Stiefeln und Jeansoutfit gewappnet. Ein spannendes Kontrastprogramm, auch musikalisch. Die Outfits lassen eher auf ein Paar klassische Trucker Hits schließen. Der Bassist hat sich ebenfalls entsprechend des Lichts gekleidet und präsentiert sich mit Sonnenbrille und geflochtenen Zöpfen eher im Hip Hop Look. Es ist sehr viel Testosteron im Raum! Das Publikum ist begeistert und zeigt etwas mehr Regung. Die Hardcore Punk und Metalcore Einflüsse kommen nicht schlecht an. Das Publikum lässt sich gerne vom Sänger in zwei Seiten aufteilen und startet den ersten Moshpit des Abends, wofür sich Sänger Daniel McWhorter mehrmals bedankt.

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Bildergalerie: Gideon

Pirouetten und Crowdsurfing

Fit For A King betreten 20:20 Uhr die Bühne und sind trotz ihres unscheinbaren Aussehens sofort präsent. Die Metalcore/Post-Hardcore Band bringt viel Bewegung ins Spiel. In einigen Songs hört man lyrisch die christlichen Einflüsse heraus, wie in “Breaking The Mirror” oder “Annihilation”. Der Bassist hat kaum Zeit Bass Akkorde zu spielen und hält es teilweise simpel. Dafür kann ich gar nicht zählen, wie oft Pirouetten gedreht und der Bass durch die Luft geworfen wird. Zwischendurch wird auch die Gitarre zu einer 8-Saiter gewechselt. Ob das nötig ist, lässt sich in Frage stellen. Den Leuten gefällt es und die ersten Crowdsurfer schaffen es nach vorne, danach gibt es kein Halten mehr. “If you know the song, sing it!” ruft Sänger Ryan Kirby und das lässt sich das Publikum nicht zwei Mal sagen. Bei dem Song “When Everything Means Nothing” sind die Emotionen in jeder Ecke des Raumes spürbar. Menschen schreien sich wortwörtlich die Seele aus dem Leib und man sieht einigen an, welche Bedeutung der Moment gerade für sie haben muss. Auch die Band spürt das und genießt jede Sekunde sichtlich. Beim letzten Song springt Bassist “Tuck” in die Menge und lässt sich selbst tragen. Da muss schon mal der Roadie ran und am Bass einspringen!

Bildergalerie: Fit For A King

Perfekte Performance und ein angenehmes Publikum

Während in der Swiss Life Hall Bring Me The Horizon spielen, betreten The Amity Affliction um 21:30 Uhr die Bühne und stehen vor ausverkauftem Publikum, das quasi mit den Hufen scharrt. Die vier Musiker sind sofort on point. Es ist beeindruckend, wie ähnlich die musikalische Leistung zu den Aufnahmen klingt. Das Set hätte nicht besser sein können. Die Band beginnt mit “Pittsburgh”, “All My Friends Are Dead” und “Like Love”. Ein Crowdsurfer nach der anderen bewegt sich von allen Ecken der Faust nach vorne zur Bühne und die Stimmung ist großartig. Das Publikum ist sehr gemischt, zwischen Menschen Mitte 30, die die Band schon zu ihren Teeniezeiten angehimmelt haben, bis hin zu Anfang 20-jährigen, die sie vielleicht erst vor kurzem entdeckten. Eine angenehme Symbiose an Menschen, die sowohl am Rand, als auch im Moshpit Rücksicht aufeinander nehmen.

Dramatik und Verwirrung

Zu “All Fucked Up” wird zur Akkustik Gitarre gewechselt und der komplette Raum kann mitsingen. Auch bei den Songs “Ivy” und “Don’t Lean On Me” sitzen die Texte auf den Punkt und der Gesang aus dem Publikum beschert pure Gänsehaut. “Chasing Ghosts” vom gleichnamigen Album ist einer der sehr wenigen älteren Songs und wird leider nur kurz angespielt. Irgendetwas scheint nicht zu stimmen. Bassist Ahren Stringer hört auf zu singen und dreht sich zum Drummer um. Der zuckt nur mit den Schultern und auf einmal verlässt die Band die Bühne und lässt ein verwirrtes Publikum zurück. Einige sich sehr lang anfühlende Minuten vergehen, die Band kommt wieder zurück und macht weiter als wäre nichts gewesen und spielt “I Bring The Weather With Me”. Es wird kein Wort, keine Erklärung darüber verloren und ehrlicherweise ist die Stimmung etwas gebremst und braucht einen Moment, um sich wieder zu fangen. Im Nachgang stellt sich heraus, dass wohl die Backing Tracks des Drummers ausgefallen waren. Etwas dramatisch, dann sofort die Bühne zu verlassen und kein Wort darüber zu verlieren. “Death’s Hand” wird der vorletzte Song und als Zugabe wird uns “Soak Me In Bleach” präsentiert und bildet den perfekten Abschluss des Abends.

Bildergalerie: The Amity Affliction

Ein großartiger Abend mit einer gut zusammengestellten Kombination an Bands und auch mit kleinen Fehlerchen ein perfekter Auftritt!