Mit ihrem neuesten Album „Kin“ wollen Whitechapel nicht nur die Geschichte ihres letzten Album „The Valley“ (Albumreview) weiterführen, sondern gleichzeitig mit neuen musikalischen Wegen ihre Fangemeinde erweitern. So knüpft die US-Metalband nicht nur thematisch ans Vorgängeralbum an, sondern zelebriert einen gekonnten Spagat zwischen Metal- und Rock-Elementen.
Wer also bereits an „The Valley“ seine Freude hatte, wird auch von „Kin“ begeistert sein. Lyrisch begeben sich Whitechapel wie gewohnt in die dunkelsten und dämonischsten Gefilde des menschlichen Seins, was Bozeman gleich im Opener „I Will Find You“ mit einem durchdringendem „The devil is dead!“ unmissverständlich klarstellt. Auf „The Valley“ thematisierte Bozeman seine schwere Kindheit und blickte dafür als heutiger Erwachsener auf die damalige Zeit zurück. Zudem blickt er auf den Leidensweg seiner Mutter, die an einer gespaltenen Persönlichkeit leidet – und geht diesen Weg lyrisch auch auf „Kin“ weiter. Zwischen all der Wut und Raserei zeigt sich die Zerbrechlichkeit einer Kinderseele: „Mother, father, come back to me. In blood and bone I carve an oath to save this boy from this shattered home“ („A Bloodsoaked Symphony“).
Wie auf dem Vorgängeralbum nimmt der Cleangesang von Frontmann Phil Bozeman viel Raum ein, sogar mehr noch als auf „The Valley“. Das muss man per se mögen oder nicht, gesanglich bietet Bozeman aber eine starke Leistung. Doch auch Whitechapel-Fans der alten Tage kommen mit Songs wie „Lost Boy“ und „The Ones That Made Us“ auf ihre Kosten.
Dennoch verfolgen Whitechapel ganz klar die Linie, seichtere Passagen in Form sanfter Gitarrenklänge und bereits erwähntem Cleangesang in ihren Songs einzubauen und sorgen so für eine prägnante Abwechslung, die zu Beginn noch überraschend wirkt, sich zum Ende hin aber doch sehr oft wiederholt. Never change a winning team scheint hier die Devise, nimmt aber gerade zum Ende hin Druck aus den Songs.
Whitechapel befreien sich auf „Kin“ weiter von den Genrefesseln und kreieren eine spannende Mischung aus Deathcore, Nu Metal und Rock. Als einer der gewaltigsten Deathcore-Vocalisten gefeiert, darf sich Phil Bozeman definitiv auch in die Riege der starken Cleansänger des härteren Genre einreihen. Die rund elf Songs überzeugen mit Härte, aber gleichzeitig auch mit einer beinahe hypnotischen Ruhe und Schönheit, um schließlich wieder in einer wilden Brachialität zu gipfeln. Vor allem der nächste Output wird sicherlich spannend, um zu sehen, in welche Richtung Whitechapel noch weiter gehen werden. Wer sich darauf einlassen kann, wird aber nun erst einmal von „Kin“ sicherlich begeistert sein.
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