Die Toten Hosen, Donots, The Adicts und Schmutzki in Hannover

Die Toten Hosen Hannover Expo Plaza
Foto: Maria Graul

Wie kann man ein Wochenende besser einläuten, als mit einem hochkarätigen Punkrock-Konzert? Am Freitag luden Die Toten Hosen zur „Laune der Natour“ auf die Expo Plaza nach Hannover und haebn sich mit den Donots, The Adicts und Schmutzki hochkarätige Gäste eingeladen.

„Oh Gott, oh Gott, Gänsehaut und so!“

Nachdem es den Tag über bereits geregnet hat, scheint die Sonne, als Die Toten Hosen-Bassist Andreas Meurer die Bühne betritt, um den Opener Schmutzki anzukündigen. „Danke für die warmen Worte, danke, dass Ihr alle so zahlreich erschienen seid und danke Sonne!“, begrüßt Schmutzki-Frontmann Beat Schmutz anschließend das Publikum. „Die Festival-Saison ist eröffnet!“ Schmutzki starten ihr Set mit „Backstage“. In großen Buchstaben steht in weiß auf rot „Schmutzki“ an der hinteren Wand der Bühne. Mit dem zweiten Song „Hey Haters“ bringt die Band aus Stuttgart die ersten Besucher zum Tanzen. Beat Schmutz trinkt ein Bierchen darauf. „Oh man sieht das gut aus!“, grinst er.

Sie haben lange nicht gespielt, erklärt Beat Schmutz. In der Zwischenzeit haben sie allerdings so eine große Langeweile gehabt, dass sie ein neues Album aufnahmen. Das soll im September auf den Markt kommen, verrät er. Ein Ständchen gibt es von Bassist Dany Horowitz. Er streckt die Mittelfinger nach oben und singt lauthals: „Die Mittelfinger zum Himmel und fick die AFD!“. Das Publikum stimmt augenscheinlich nur zu gerne ein. Dann noch fix alle in die Knie, um zu testen, ob sie auch wirklich warm sind – „Oh Gott oh Gott, Gänsehaut und so!“, quittiert Beat Schmutzki. Eine letzte Runde: „Lasst uns die Expo Plaza auseinandernehmen!“.

„Let’s Go! Let’s Go! Everybody’s happy tonight“

Auch die nächste Band wird von Die Toten Hosen persönlich angekündigt. Dieses Mal greift Schlagzeuger Vom Ritchie zum Mikrofon und outet sich als großer Fan von The Adicts. Kein Wunder: Die Band aus England gehört zu den Urgesteinen der britischen Punkszene und weiß immer noch auf ganzer Linie zu überzeugen. Nicht nur durch ihre Musik, auch durch ihre glitzernde Show. Auch dieses Mal betritt Frontmann Keith „Monkey“ Warren die Bühne wieder ganz in weiß gekleidet, ebenso wie seine Mitstreiter. Er hält sich riesige, weiß schimmernde Flügel vor das Gesicht. An den Seiten der Bühne schießt weißes Konfetti in die Menge.

„Let’s Go! Let’s Go! Everybody’s happy tonight“, starten The Adicts in ihr Set, gefolgt von „Joker In The Pack“, zu dem Monkey traditionell Spielkarten in der Menge verteilt. Sein Jacket zieren schwarze und rote Punkte, seine Flügel hat er abgelegt. „Beer, beer, let’s have another beer“ ruft er zu „Life Goes On“ in die Menge und schlägt auf ein Tamburin, das mit langen weißen und orangen Glitzerbändern verziert ist.

Mit seiner Energie steckt Monkey so einige jüngere Kollegen kinderleicht in die Tasche und gewinnt das Publikum schnell für sich. Mit „Fuck It Up“ beenden sie ihr Set und machen die Bühne frei für die Donots. Die waren im Februar im Rahmen ihrer „Lauter als Bomben“ Tour bereits in Hannover zu Gast, für eine Headlinershow im Capitol (Konzertbericht). Jetzt stehen sie vor rund 25.000 Leuten und werden ebenfalls von Andreas Meurer persönlich angekündigt: „Wie es aussieht bleibt es stabil und einer Party steht nichts mehr im Wege. Hier sind die wunderbaren Donots!“

„Hallo Hannover, es ist gut, Euch zu sehen!“

Die Band stürmt auf die Bühne, Gitarrist Guido Donot verbeugt sich, verteilt Luftküsschen. „Hallo Hannover, es ist gut, Euch zu sehen!“, ruft Sänger Ingo Donot und strahlt über das ganze Gesicht. „Kommt schon, bisschen Frühsport für die Hosen!“ Die Leitung des Trainings übernimmt Ingo höchstpersönlich und lässt den ein oder anderen beeindruckenden Luftkick zu Songs wie „Keiner kommt hier lebend raus“ und „Lauter als Bomben“ vom Stapel. Der heutige Auftrag, laut Ingo: Die Menge auf Betriebstemperatur zu bringen. Dafür steht aber nicht nur die Band selbst in der Verantwortung – ein großer Teil liege auch beim Publikum, erklärt er.

„Ihr macht mir den größtmöglichen Circle Pit und ich stell‘ mich in die Mitte“, schlägt er vor. Eine Besucherin namens Bianca wird zur Circle Pit Anführerin ernannt. „Ich will Euch alle rennen sehen. Wer hinfällt, wird aufgehoben!“, ertönt als letzte Instruktion und schon geht es los. „Denn alles, alles muss kaputt sein! Alles muss in Scherben liegen, bersten, auseinander fliegen! Alles, ja alles muss hier Schutt sein“, singt er ins Mikrofon, während die Besucher um ihn herum ihre Kreise ziehen. Dann lässt er sich auf den Händen dieser zurück zur Bühne tragen.

Hu Ha!

Für „Eine letzte letzte Runde“ übernimmt sein Bruder Guido das Mikrofon. Vorher kümmern sich die Donots noch um eine Herzensangelegenheit: Dem Kampf und dem gemeinsamen Einstehen gegen Faschismus. „Nazis Raus!“-Rufe schallen über die Expo Plaza. Die Band zeigt sich bewegt. Kein Wunder, schließlich sind die Donots dafür bekannt, sich immer wieder gegen Faschismus einzusetzen. „Bringt das auf die Straße und stellt Euch den Nazis auf den Demos entgegen!“, appelliert Ingo an die Besucher, die immer wieder in die „Nazis Raus!“ verfallen. „Hannover! Mega geil! Danke, danke, danke!“.

Auch die bekannten „Hu Ha!“-Rufe lassen sich die Donots heute nicht nehmen und animieren die Besucher zu ihrem persönlichen Schlachtruf. Zu „We’re Not Gonna Take It“ nimmt Guido noch mal ein Bad in der Menge. „Hannover, was ist das bitte für ein großartiger Abend?“. Den Abschluss macht der Song „So Long“, den die Donots gemeinsam mit Frank Turner aufgenommen haben. Eines ist am Ende des Sets jedenfalls sicher: Die Donots dürften es definitiv geschafft haben, das Publikum auf Betriebstemperatur zu bringen. Mission erfüllt!

Ganz unter Freunden

Links und recht auf den großen Bildschirmen neben der Bühne prangt ein riesiger Totenkopf samt tropischen Elementen. Vor der Bühne wir ein selbstgebasteltes, roten Pappherz hochgehalten. „Campi“ ist darauf zu lesen. Das Publikum wird in seiner Vorfreude immer unruhiger, als schließlich zeitgleich zwei schwarze Flaggen an der Bühne hochgezogen werden.  Auf diesen prangt in großen, weißen Buchstaben “Bis zum bitteren Ende – Die Toten Hosen“.

Die Band betritt unter Jubel die Bühne, Campino rennt von rechts nach links und ruft „Hannover, seid Ihr bereit?“ In einigen Kreisen wird gerne mal über die legendäre Punkrock Band aus Düsseldorf gewettert – da fallen auch schon mal Begriffe wie Punk-Opis. Die Toten Hosen beweisen heute Abend genau das Gegenteil, präsentieren sich voller Energie und unbändiger Spielfreude. Da können sich einige Bands eine große Scheibe abschneiden. Mit „Strom“ eröffnet die Band das Set. „Schachmatt guten Tag! Es ist alles in Ordnung, Ihr könnt aufwachen, wir sind wieder da. Wir sind außer uns und Rand und Band und wir haben keine Zeit für Schlaf“.

Natürlich dauert es auch nicht lange, bis Campino das Gespräch auf Fußball lenkt. Schließlich ist er bekennender Fußballfan. „Immer, wenn wir hier sind, muss ich an den 18.05.2013 denken, als Ihr uns mit 3:0 in die zweite Liga geschossen habt“, erklärt er. Mit „uns“ meint er natürlich seinen Verein Fortuna Düsseldorf, mit „Ihr“ Hannover 96. Derweil steht der ehemalige Hannover 96-Torwart Ron-Robert Zieler seitlich vor der Bühne im Publikum für Erinnerungsfotos parat. Campino nimmt es „uns“ aber scheinbar doch nicht so krumm: „Hannover, es ist gut heute Abend hier zu sein!“.

„Fragt Ihr Euch nicht auch manchmal, was Ihr für ein Leben führen wollt?“

Die Toten Hosen bringen heute Abend nicht nur alte und neue Hits wie „Laune der Natur“, „Alles Mit Nach Hause“, „Alles aus Liebe“, „Wünsch Dir Was“ „Unter Den Wolken“ und „Sascha“ mit, sondern auch einige Botschaften, die zum Nachdenken anregen sollen. Mit „Hier kommt Alex“ setzen auch sie nochmal ein deutliches Zeichen gegen Nazis, zu „Bonnie & Clyde“ kommentiert Campino: „Fragt Ihr Euch nicht auch manchmal, was Ihr für ein Leben führen wollt? So eins wie Lilly und Boris Becker oder eher wie Bonnie und Clyde?“ Auch seine Gedanken an Hannover werden revidiert. Wenn er an Hannover denkt, denkt er nämlich zuerst an seinen Vater der vor viele Jahren – als Campino auf Tour in Hannover plötzlich schwer erkrankte – den ganzen Weg von Düsseldorf anreiste, um seinem Sohn am Krankenbett beizustehen. Ihm ist der Song „Draußen vor der Tür“ gewidmet.

Als besonderes Highlight werden Die Toten Hosen für vier Songs von ganz besonderen Gästen begleitet: Streicher und einer Keyboarderin. „Wir haben ein paar Freunde bei“, erklärt Campino, der sichtlich in Redelaune ist. „Hauptsächlich, weil es dann im Tourbus lustiger ist!“ Die zusätzlichen Musiker verbreiten noch mal einen ganz anderen Flair. „Mit Cevapcici und allem drum und dran“, wie es Campino bezeichnet. Ein Violinist legt für das AC/DC Cover „T.N.T.“ sein Instrument weg, greift zum Mikrofon – und macht eine verdammt gute Figur. Rund eine Stunde lang gibt es noch Zugaben: „Zehn kleine Jägermeister“, „Schönen Gruß, Auf Wiederseh’n“, „Halbstark“, „Energie“. Zu „Tage wie diese“ entladen sich mehrere Konfettikanonen und lassen Konfetti auf die Besucher regnen. Natürlich in den Fortuna Düsseldorf Farben weiß und rot. Ein Abschluss, mehr als würdig für das, was Hannover heute Abend geboten wurde.

Die Toten Hosen

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Donots

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The Adicts

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Schmutzki

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