Im Gespräch: VON GRAMBUSCH über ihren neuen Song „Herzlichen Glückwunsch“

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Foto: Von Grambusch / Pressefreigabe

Vor vier Wochen haben wir bereits mit VON GRAMBUSCH über Inspirationen, Songwriting und die optimistische Stimmung, die der Song „Ich nehm‘ Dich mit“ zu dieser Zeit verkörpert, gesprochen (Interview). Zur Veröffentlichung der zweiten Single „Herzlichen Glückwunsch“ haben wir uns erneut mit Jendrik (Gitarre/Gesang) und Miron (Bass/Gesang) unterhalten. Dabei ging es um die Hintergründe des neuesten Titels, die Reaktionen auf „Ich nehm‘ Dich mit“ und die verschiedenen Facetten von VON GRAMBUSCH.

„Ich bin eher ein Mensch, der möchte, dass sich alle lieben.“

Zu „Herzlichen Glückwunsch“: Was ich interessant fand, war, dass Ihr über eine Person schreibt, die es „geschafft“ hat, dass man sie hasst. Das ist ja eine etwas andere Perspektive als man von vielen anderen Songs kennt – wie seid Ihr auf die Idee gekommen, das mal so zu verpacken?

Jendrik: Ich hab den Song tatsächlich eine Stunde nach einer Trennung geschrieben. Das soll jetzt nicht gegen eine Person gerichtet sein, aber trotzdem war da irgendwas in mir, was ich dann loswerden musste. Und ich wollte das so süffisant machen, wie es irgendwie geht, weil ich eigentlich jemand bin, der überhaupt nicht hasst. Und die Leute, die denn damals gehört haben waren so: „Whoa, krass, was ist mit Dir denn los?“ Normalerweise bin ich so: Wenn mir jemand auf die Nerven geht, dann ignoriere ich den, dann habe ich halt nichts mit dem zu tun. Ich würde nie zu jemandem bewusst hingehen und sagen „Ich hasse dich“. Und deswegen fand ich das in dem Moment – „Hass“ ist natürlich ein wahnsinnig starkes Wort, Aber ich wollte ja auch ein bisschen schocken – wirklich eine Leistung mich dazu zu bringen, dass ich jemanden hasse.

Daher der Gedanke: „Ja, herzlichen Glückwunsch, du hast es geschafft!“ Und dieser Faden ist dann in mir weitergesponnen: „Man, Du hast aber auch wirklich lang dafür trainiert, lange darauf hingearbeitet und alles gegeben, aber jetzt hast Du es geschafft, jetzt hasse ich Dich wirklich.“ (Katze meldet sich zu Wort) Die meisten Ideen kommen von meiner Katze. Aber ja, da kam das her. Und deswegen hatte ich diese Idee im Kopf, dass sich jemand wirklich angestrengt hat, damit man ihn dann hast. Kann man auch auf die heutige Zeit schön übertragen, auch zu Verschwörungstheoretikern und so weiter. Aber ich muss auch dazu sagen, dass ich jetzt nicht zum Hass aufrufe, ich bin eher ein Mensch, der möchte, dass sich alle lieben. Aber manchmal muss das eben auch gesagt werden.

„Das war mir damals auch sehr wichtig, dass man da rauskommt, dass dieser Bruch dann kommt und es ein bisschen auflockert.“

Miron: Also beim Songwriting stand natürlich schon viel, aber uns war wichtig, dass das geschlechtsneutral und personenneutral ist. Wenn man sich den Song genau anhört kann man nicht sagen, ob das auf eine bestimmte Person / Personengruppe oder ein bestimmtes Geschlecht bezogen ist. Natürlich zieht man schnell in Erwägung, dass es bei einem männlichen Sänger an eine Frau gerichtet sein könnte, aber in dem Fall ist das komplett neutral. Klar hat das irgendwo eine Historie, aber ich glaube so eine Situation kennt letztendlich jeder irgendwie: Man kannte oder kennt Personen, die man mal lieb hatte oder lieb gewonnen hat, es die Leute aber geschafft haben, sich so blöd anzustellen, dass man mit ihnen nichts mehr am Hut haben möchte. „Hass“ ist wie gesagt wirklich ein hartes Wort, aber – man hat sie halt nicht mehr so gern.

Jendrik: Aber das lässt sich so schlecht singen: „Du bist der erste Mensch, den ich nicht mehr so gern hab“, das Wort lag da ein bisschen näher. Aber irgendwie hat ja jeder Song seine Geschichte und das ist damals daraus entstanden. Ich verstehe mich mit dieser Person jetzt auch wirklich wieder sehr gut.

Miron: Aber ich glaube das ist auch der einzige Song bei uns, der irgendwie ein bisschen negativ belastet ist. Die anderen Songs, die wir haben, oder die es noch geben wird sind da alle nicht so.

Jendrik: Ich finde auch, dass der eigentlich so ein bisschen aggressiver klingt, ist dann aber doch so ein bisschen versöhnlich, wenn der Mittelteil kommt, der auch sehr sarkastisch ist, aber der hebt diesen Song halt in eine andere Stimmung. Das war mir damals auch sehr wichtig, dass man da rauskommt, dass dieser Bruch dann kommt und es ein bisschen auflockert. Zum Anfang lässt der Song einem ja auch keine Sekunde zum Atmen, was auch gewollt ist, weil das Gefühl ja auch eher wutgeladen ist, man kommt da gar nicht raus mit dem Kopf. Ich finde aber, ab dem C-Part wird er versöhnlich und man merkt halt, dass das alles nicht so ernst gemeint ist.

„Das ist schon ein cooles Gefühl, dass das, was man macht, auch direkt ankommt.“

Auf jeden Fall. Macht Ihr das denn generell so bei Euren Songs, dass Ihr die an „Du“ oder „Dich“ richtet und nicht an ein bestimmtes Geschlecht oder eine bestimmte Person?

Miron: Also ich fand es bei diesem Song extrem wichtig, dass wir das so machen. Bei allen anderen ist es schon teilweise so, dass man es raushört. Aber hier war es uns besonders wichtig, dass es neutral bleibt, dass es nur „Du“ und „Dich“ gibt und nicht „er“ oder „sie“.

Jendrik: Was tatsächlich am Anfang der Fall war, bevor wir mit den Aufnahmen angefangen haben. Aber das ist natürlich smart bei dem Song, man will ja nicht zum Hass aufrufen, das geht ja gar nicht. Sonst ist es tatsächlich einfach so, dass ich halt so zu 90% die Texte schreibe und der Rest kommt dann von der Band mit Ideen oder Sätzen. Manchmal kommen auch grundlegende Ideen für die Texte von den anderen, aber das ist halt so: Entweder ist es mir passiert oder ich habe halt dieses Gefühl aufgesaugt und das dann so ein bisschen verwurschtelt, sage ich mal, ne? Also ich bin manchmal wie so ein Schwamm. Ich nehme Stories und Gefühle gerne auf und versuche mir dann daraus was hinzudrehen, sodass es nachher dann irgendwie ganz smart klingt. Deswegen ist es meistens ein „ich“ oder ein „Du“ in so einem Song. Ich finde es aber auch schwierig manche Geschichten zu beschreiben, wenn man das komplett neutral hält.

Um Neutralität geht es ja vielleicht auch nicht immer. Aber ich denke es ist schon clever, wenn sich da jeder reinversetzen kann, was Ihr ja damit erreicht habt.

Jendrik: Dankeschön!

Da wir ja das letzte Mal vor Eurer letzten Veröffentlichung geredet haben: Wie waren denn überhaupt die Reaktionen auf die Single?

Jendrik: Miron, hau raus!

Miron: Achso, ja. (lacht) Sehr gut! Wir haben eine kleine Release-Party über Facetime gefeiert, dann kam erst Marian von Anne.Fuer.Sich dazu und dann noch unser Produzent. Das war richtig lustig, richtig cool, hat richtig Spaß gemacht! Und dann kamen natürlich die ersten Rückmeldungen aus Freundeskreisen und alle so: „Wow, mega cool, mega der Ohrwurm, geht direkt rein, man kann gefühlt direkt mitsingen und macht gerade bei dieser Zeit richtig gute Laune, bitte mehr davon!“, so ungefähr. Also ich habe jetzt kein negatives Feedback bekommen und alle waren irgendwie begeistert. Wir haben halt auch gemerkt, okay, der Song kommt mittlerweile echt gut an. Wir haben heute die 1.500 Klicks bei Spotify erreicht. Das ist schon ein cooles Gefühl, dass das, was man macht, auch direkt ankommt.

Jendrik: Ja, das stimmt. Was ich auch cool fand ist, dass das Video bei allen so krass ankam. Ich hatte nämlich so ein bisschen die Angst, dass wir da vielleicht so nur noch auf einer Welle mitschwimmen, weil diese Videos aus Quarantäne/Social Distancing so viel geworden sind, aber das kam anscheinend auch bei vielen sehr sehr gut an. Und das Ding haben ja auch, wenn man YouTube, Facebook und alles zusammenzählt, schon 2.000 Leute angeklickt, voll krass. Also die Resonanz ist unfassbar. Viele finden das cool und sagen, sie freuen sich auf mehr. Wir versuchen halt jetzt mit jeder neuen Single eine neue Facette von VON GRAMBUSCH zu zeigen und freuen uns auf das, was da noch kommen wird.

„„Warum (MUSIKALISCHE) Grenzen setzen? Wozu?“ man muss sich ja selber nicht limitieren.“

Herzlichen Glückwunsch zu den Klicks! Zu der neuen Single habt Ihr jetzt aber kein Video, oder?

Jendrik: Nee, wir machen so ein kleines Werbeding, das ist aber mehr für Instagram. Wir werden noch ein größeres Video machen, denke ich, aber das hat alles noch Zeit. Unter anderem müssen wir noch gucken, weil das ja alles ein bisschen schwierig ist gerade mit Corona.

Miron: Ja, kurzfristig haben wir uns erstmal für die nächsten Singles entschieden und werden uns dann nochmal mit unserem Video-Produzenten zusammensetzen und dann kann er sich mal so ein bisschen überlegen, was seine Ideen sind, auch für kleine Videos vielleicht. Weil wir jetzt gemerkt haben, dass es auch wirklich gut ankommt und weil es natürlich schön ist, wenn man eine Single mit einem Video veröffentlichen kann, aber natürlich ist das auch eine Zeit- und Kostensache.

Jendrik: Genau.

(lachen)

Da ihr ja verschiedene Facetten zeigen wollt, habt Ihr da bewusst was ausgesucht, damit das der Fall ist?

Jendrik: Das ist automatisch schon so, aber wir versuchen natürlich das auch ein bisschen durchzumixen. Es wäre ja komisch, wenn du drei Songs hast, die irgendwie in eine ähnliche Richtung gehen und die dann nacheinander raushaust. Dann gehen die Leute ja davon aus, dass man immer so klingt und das würde ich ein bisschen schade finden. Ich weiß noch, als das noch solo war und auch als die Jungs dazu gekommen sind war immer die Frage: „Warum Grenzen setzen? Wozu?“ man muss sich ja selber nicht limitieren und das kriegen wir zur Zeit ganz gut hin, finde ich. Es geht von Ska zu ein bisschen Reggae, zu einer Pop-Nummer wie „Ich nehm‘ Dich mit“, die zweite ist jetzt so ein bisschen Richtung Punk und ja, das geht alles und das kann man auch alles machen, auch mit Akustikgitarre und das versuchen wir dementsprechend auch.

„Es macht auf jeden Fall Spaß zu sehen, wie es jetzt so läuft und dass es ankommt und das ist eigentlich die größte Freude aktuell.“

Da sich unsere Zeit dem Ende neigt: Die letzten Worte gehören Euch!

Miron: Ja, erstmal bin ich natürlich gespannt, wie jetzt die zweite Single ankommt. Allgemein, weil sie vom Tempo und von der Art ja nochmal komplett anders ist als „Ich nehm‘ Dich mit“, da bin ich auf jeden Fall auf die Reaktionen gespannt und ich freue mich, dass es da auch wieder weitergeht, dass da wieder was rauskommt. Ich glaube die Leute haben auch Bock, wieder was Neues zu hören und es macht auf jeden Fall Spaß zu sehen, wie es jetzt so läuft und dass es ankommt und das ist eigentlich die größte Freude aktuell.

Jendrik: Ja. Ich freue mich auch tierisch, auch weil der Song schon ein bisschen älter ist. Den habe ich vor längerer Zeit geschrieben und den jetzt endlich zu präsentieren, freut mich halt total. Er ist auch immer noch einer meiner persönlichen Lieblingssongs und ich finde es halt witzig, dass ich damals am Anfang gedacht habe vier Wochen zwischen zwei Singles wäre ja eigentlich relativ wenig Zeit, aber ich bin jetzt auch gerade so heiß, dass ich die Songs, die wir haben, auch endlich auf den Markt schmeißen und den Leuten zeigen will. Deswegen brenne ich da richtig drauf, jetzt kann es auch endlich mal weitergehen. Am liebsten würde ich sofort wieder was raushauen.

Dann bedanke ich mich ganz herzlich für das Gespräch!

Gerne!