Joe McMahon in Hannover

Joe McMahon
Foto: Maria Graul

Um kurz nach 20.00 Uhr legt der gut gelaunte Joe McMahon mit einem der großen Hits „Neon Light“ seiner Band Smoke Or Fire los. Schnell wird klar, dass dies mehr als nur ein schöner Konzertabend wird. Songs seiner aktuellen Soloplatte „Another Life“ wechseln sich mit Evergreens seiner Punkrock-Band ab. Mal ruhiger und mal mit voller Kehle werden dem Publikum heute eine Menge Hits geboten.

Joe McMahon mit Anekdoten mitten aus dem Leben

Zwischen den Songs erzählt Joe gerne die ein oder andere Anekdote zu den einzelnen Stücken. So plaudert er über Zeiten, als er als Bedienung in einer Bar gearbeitet hat. Da man das ganze Wochenende durchgearbeitet hatte, blieb für ihn und seine Kollegen nur noch der Sonntag übrig, um das ausgleichende Feiern nachzuholen. Bei einem sogenannten „Brunch“ wurden dann die ein oder anderen Drinks gekippt. Damit erklärt der Musiker gleichermaßen das heute von ihm getragene T-Shirt mit der Aufschrift„Sunday Funday“. Das Publikum steigt voll darauf ein und bringt Joe „Mexikaner“-Shots auf die Bühne. Der gebürtige US-Amerikaner – der seit drei Jahren in Münster lebt – erzählt, dass er in Deutschland gerne Bloody Mary bestellt und auch schon mal die Reaktion erntete: „That’s like 30 Mexikaner. It´s fucking crazy“.

Neben politischen Songs wie „Filter“ oder „Monsters Among Us“, den Joe direkt an Politiker adressiert, gibt es auch einige sehr persönliche Songs. Es wird über eine langjährige Beziehung und dennoch gescheiterte Beziehung gesungen. „This song is about dating the wrong person“, stimmt er den Song „Yesterday“ seiner aktuellen Soloplatte an. Auch „Canadian Graffiti“ schlägt thematisch in dieselbe Kerbe und weiß durch einen sehr eingängigen Refrain im Gehör zu bleiben. Der Titeltrack „Another Life“ und der Opener „It All Went Black“ fehlen heute ebenfalls nicht. „Who of you is in love?“, fragt Joe in die Menge und ein einziger Konzertbesucher meldet sich, worauf Joe herzhaft lachen muss. „To be honest I do this because I like to see people punch each other“, witzelt er zurück.

Vampire auf Tandems

Joe erklärt außerdem, dass er Bud Spencer, den Chuck Norris von Deutschland, für sich entdeckt habe und er gesehen hat, dass Netflix sechzehn Filme von ihm hinzugefügt hat. Er scherzte, dass man doch
mal bei ihm zum Filmmarathon vorbeischauen solle. Vielleicht mit „Brunch“.

Heute werden nicht einfach nur Songs runtergespielt, Man erhält viel mehr einen kleinen Einblick in Joes Leben, was das Ganze ein bisschen zu einer kleinen Wohnzimmerparty mit vielen sympathischen Anekdoten macht. Aber auch ernste Themen – wie die Depression eines sehr guten Freundes – bekommen ihren Platz. Sehr ehrlich und authentisch erzählt McMahon auch über den Abbruch des Kontaktes von Seiten seiner Eltern, nachdem er eröffnet habe, dass er Vollzeitmusiker werde. Zwischendurch gönnt sich Joe dann auch eine kleine Zigarettenpause und überlegt sich spontan, dass doch jemand auf die Bühne kommen und in der Zeit einen Witz erzählen könne. Nach anfänglichem Zögern findet sich einer der Besucher und amüsiert das restliche Publikum mit:“Kommt ein Dachdecker in die Kneipe. Sagt der Wirt: „Der geht aufs Haus!““. Joe quittiert den Witz mit einem „We need to go on tour together“. Das Gelächter ist abermals auf seiner Seite.

Zwischendurch erkundigt sich Joe, ob er noch weiterspielen solle, was das Publikum einstimmig durch laute Rufe besiegelt. Neben seinen eigenen Songs kommen die Konzertbesucher heute auch in den Genuss von zwei großartigen Cover-Songs. McMahon performt eine wirklich tolle Version des Descendents-Songs „Clean Sheets“ und dem Against Me!-Cover „Pints Of Guiness Make You Strong“. Nach der Frage, ob die Show mit einem schnellen oder langsamen Song enden soll, ist nach gut 75 Minuten Spielzeit das reguläre Set mit „What Separates Us All“ auf dem Höhepunkt angekommen. „You’re smart“, lobt er das Publikum mit einem Lächeln.

„Money is what separates us all most of the time. Sad but true“

Wenn er nicht auf Tour ist, arbeitet Joe in Deutschland als Englischlehrer und gibt seinen Schülern mit auf den Weg: „Money is what separates us all most of the time. Sad but true“. Da das Publikum Joe nicht so richtig gehen lassen will, wird mit Beifall signalisiert, dass er noch eine Zugabe spielen soll. Joe entgegnet, dass er kein allzu großer Fan von Zugaben sei, doch unter einer Bedingung noch einen Song spielen würde. Ein Konzertbesucher, auf dem jetzt der ganze Druck lastete, muss noch einen Witz erzählen: „Ein Vampir auf einem Tandem wird von der Polizei angehalten. Haben Sie etwas getrunken? Ja, aber nur zwei Radler“ Die Pointe reicht für einen letzten Song. Joe McMahon gibt noch einmal alles, bevor er die Besucher einlädt für ein paar Drinks an der Bar zu bleiben.

Mitten im winterlichen Schneegestöber war dieses Konzert ein großartiges, kurzweiliges Vergnügen. Mit einem Lächeln auf den Gesichtern verlassen die anwesenden Konzertbesucher das Centrum, um in die verschneite Nacht einzutauchen. Und manchmal ist das Motto des Abends schon ganz am Anfang gesetzt -„Sunday funday“. Zumindest heute.

 

Joe McMahon

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