Raphael von Any Given Day und Dixi von To The Rats And Wolves im Interview

Any Given Day und To The Rats And Wolves
Foto: Sarah Fass

Was habt Ihr bisher so zusammen auf Tour erlebt? Ihr seid ja jetzt schon eine Weile unterwegs…
Dixi: Was wir zusammen erlebt haben? Ach, eigentlich gar nicht so viel, ne?
Raphael: Tour ist auch immer so ein Tunnelblick, ne? Eigentlich passiert viel, aber du erinnerst Dich an wenig, komischerweise. Ich kann mich auf jeden Fall an unser Gespräch erinnern, als wir morgens irgendwann hochgegangen sind. Wir waren die letzten, die noch wach waren und dachten „Komm lass mal hochgehen, schlafen“ und dann haben wir uns einfach noch ’ne Stunde im Gang unterhalten. Oben zwischen den Betten. Da kann ich mich dran erinnern, das haben wir erlebt.
Dixi: Ja, das haben wir erlebt, das haben wir erlebt… und ähm… ja, okay, wir trinken auch ein bisschen viel. Jetzt alle zusammen. Was heißt zu viel…
Raphael: Da nehm‘ ich mich jetzt mal aus.
Dixi: Also, die Nächte sind auch relativ lang, aber das bekommst Du so nicht mit. Du denkst es ist 12.00 und dann gehst du ins Bett. Also… viel passiert hier gar nicht bei uns (lacht).
Raphael: Und morgens ist dann 15.00 Uhr. Und eine Stunde später ist es dunkel.

Ja, ist ja noch morgens…
Raphael: Ist schlimm, ne?

„Ob man das mal so voll kriegt mit den Affen?“

Gibt’s denn für Euch eine Show, die Ihr noch besonders im Gedächtnis habt oder bei der was Bestimmtes oder Besonderes passiert ist?
Raphael: Jetzt Bochum war natürlich schon fett. Also als das klar war, dass wir in der Zeche spielen, hab ich schon gedacht:„Boah, Zeche ist ja schon ziemlich groß!“ Da hab ich auch schon einiges an Bands gesehen. Ob man das mal so voll kriegt mit den Affen, ne? Aber das war schon unfassbar.
Dixi: Ja. Also ich glaub‘ für uns Bands auch…
Raphael: Ist halt auch Heimspiel, dann ist das auch immer noch was anderes. Da sind dann wirklich auch alle Leute, die du halt kennst. Von Familie bis Freunde, die kommen dann alle mal rum. Das ist schon ein Highlight!
Dixi: Ja, ich bin dabei! Und ich glaube ganz, ganz knapp danach kommt München.

Ist ja jetzt auch fast alles ausverkauft…
Beide: Ja… (lachen)
Dixi: Ja, also das ist echt Wahnsinn. Hätten wir jetzt nicht erwartet.
Raphael: Also ich mein‘ – freut uns ja, so ist das ja nicht. Aber das ist schon überraschend finde ich, dass so viel ausverkauft war.
Dixi: Man geht ja nicht mit der Erwartung rein, ne?
Raphael: Man hat ja auch noch nie so ewig oder so oft mal eine Headliner Tour gespielt, weißt Du? Du warst halt immer mit jemandem unterwegs, wo Du weißt: Das wird voll! Und mal gucken, was wir da noch
so abgreifen können (lacht). Aber das jetzt mal selber zu erfahren, wenn wir unterwegs sind mit den Leuten, dass wir selbst hier die Läden voll kriegen – das ist schon ein geiles Gefühl.
Dixi: Also wir waren zum Beispiel auch noch nie Headliner in Bremen, dass das heute auch wieder voll ist – Wahnsinn!

„Es ist auch interessant zu sehen, dass das funktioniert mit den beiden Bands“

Was habt Ihr eigentlich voneinander gedacht, bevor Ihr Euch alle kennengelernt habt? Kanntet Ihr Euch, oder habt Ihr die Musik vielleicht gehört?
Raphael: Affen (beide lachen) Nein, nein… Wir sind ja alle aus’m Pott und auch schon ewig Musiker. Da ist man sich auch schon mal mit 20 oder 21 über den Weg gelaufen, in den verschiedensten Proberäumen. Also man kennt sich eigentlich schon ewig. Das Geile ist einfach, dass das jetzt an einem Punkt ist, wo beide Bands jetzt einfach durch die Gegend fahren und Mucke machen können. Das, was wir eigentlich immer wollten. Und das ist eigentlich das, was man sich immer wieder vor Augen führen muss: Dass das wirklich Realität geworden ist und wir einfach mit ’nem scheiß Nightliner durch die Gegend fahren, durchs ganze Land und da die Läden voll machen. Also wir kennen uns auch schon lange, auch bevor wir  in Bands gespielt haben, die jetzt vielleicht noch nicht so erfolgreich waren. Also im Pott hat man immer miteinander zu tun als Musiker, da läuft man sich immer über’n Weg in der Branche…
Dixi: Also die Frage ist auf jeden Fall extrem schwer für uns zu beantworten. Weil das war jetzt nicht so: „Das sind Any Given Day, das sind To The Rats And Wolves“ und auf einmal haben die sich mal kennengelernt. Davor ist ja – ich glaub ich eine 12 Jahre lange – Geschichte. Was wir glaube ich vor 5 Jahren mal gesagt haben: „Irgendwann werden wir mal zusammen touren“, so nach 3 Jahren: „Das wäre ja schön, wenn wir mal zusammen ’ne Tour machen würden…“
Raphael: …und die Jugendzentren voll machen…
Dixi: Ja, so für 20 Mann – Hammer! Das wär‘ schon geil! Aber ich glaub die Idee zu dieser Tour ist letztes Jahr auf der Caliban-Tour entstanden, dass wir das mal machen sollten, ne? Aber jetzt nicht so „Ey, das ist ein Garant dafür, dass die Buden jetzt ausverkauft gehen“, sondern einfach so „Das macht jetzt so schon Spaß, das wird zusammen schon ganz lustig!“
Raphael: Ja, das Package scheint ja auch zu funktionieren. Es ist auch interessant zu sehen, dass das funktioniert mit den beiden Bands. Obwohl wir ja eigentlich ziemlich unterschiedlich sind, was so die Stilrichtungen angeht.

Vielleicht ist ja auch gerade das ganz gut?
Raphael: Ja, genau. Da fällt einem immer mehr auf, dass Promoter auch viel mischen mittlerweile und nicht immer nur dasselbe spielen lassen. Das ist schon geil!

„Es macht Spaß, wirklich. Ist ’ne schöne Tour“

Gibt es denn Songs von den anderen, auf die Ihr Euch jeden Abend freut?
Dixi: Ja, „Riot“ von Euch (beide lachen).
Raphael (scherzhaft): Ja, Ihr habt ja auch diesen „Home…“ der hat ja schon über 2 Millionen Klicks bei Youtube…
Dixi: Ja, ging komplett durch die Decke! Wir haben den online gestellt und über Nacht und auf einmal ist’s stehen geblieben!
Raphael: Wir haben ja hier das geile Ding dabei, dass wir jeweils einen Song covern und darauf freuen wir uns dann wahrscheinlich auch am meisten, ne?
Dixi: Ja… aber mal so unabhängig davon: Ich hab keinen bestimmten Song von den Jungs worauf ich mich freue, aber ich guck mir halt jeden Abend die Show an. Also darauf hab ich schon echt Bock.
Raphael: Also das glaub ich jetzt nicht… (beide lachen) Nee, aber es macht Spaß, wirklich. Ist ’ne schöne Tour.

Also covert ihr euch gegenseitig…
Raphael: Ja, also wir covern „Riot“ und die anderen „Home Is Where The Heart Is“.

Ja, cool! Das wäre nämlich meine nächste Frage gewesen: Wenn Ihr einen Song covern würdet, welchen würdet Ihr covern?
Dixi: „Home“.
Raphael: Wir würden „Riot“ nehmen, das passt halt einfach.
Dixi: Das Krasse ist – Ich glaube als wir in Frankfurt waren, da haben wir den Song ja erst richtig gehört und da hab ich echt zu Nico gesagt: „Boah, eigentlich… so sollte der Song wirklich klingen. So hatten wir uns das vorgestellt“. (Guckt Raph an) Ja, habt Ihr gebracht, ne?
Raphael: Das ist halt auch ein harter Song, ne? Ist halt von Euch so das Härteste, was Ihr spielt.
Dixi: Ja. Aber wir müssen sagen, wir haben uns auch sehr in „Home“ verliebt. Würden wir echt auch behalten…
Raphael: Ja, das passt auch einfach.
Dixi: Hat ja auch 2 Millionen Klicks bei uns.
Raphael: Ja, da brauchen wir nicht drüber sprechen (Dixi lacht). Also das ist beachtlich…
Dixi: Keine Ahnung, wie das passiert ist. (lacht)

Gab es denn irgendwas Besonderes an den Songs, wieso gerade die Euch besonders gut gefallen haben?
Raphael: Ja, wir haben halt geschaut, was zu dem jeweiligen Stil passt. Und haben dann versucht noch ein bisschen Eigenes rein zu bringen und das waren einfach die beiden Songs, wo wir gesagt haben: Ja, das passt.

„Hier ist einfach ein kontrolliertes Chaos und genau so muss das auch“

Wenn Ihr Euch gegenseitig beschreiben müsstet, wie würdet Ihr Euch denn beschreiben?
Raphael: Das sind einfach alles liebenswürdige Vollchaoten. Also genau wie ich. Das ist halt das Schöne.
Dixi: Ich muss auch sagen, das Krasse daran – also an der Tour merken wir das halt – wir kannten uns schon vorher, aber auch eher so als Freunde und nie so als diese Band-Konstellation und jetzt treffen wir uns auch als Band. Wir sind uns schon sehr sehr ähnlich. Das ist das Krasse. Also es ist jetzt nicht irgendwie komisch mit dem, hier zu sitzen. Wir haben halt auch dieselbe Wellenlänge und…
Raphael: …keine Berührungsängste…
Dixi: Das ist halt so, als wären wir schon seit 3 Jahren zusammen auf Tour.
Raphael: Wir sind auch echt schnell warm geworden. Keiner tanzt aus der Reihe. Oft ist es halt wirklich auch so, dass Du mal einen dabei hast, der irgendwie komplett aus der Reihe tanzt, den Du dann wirklich zusammen halten musst, aber hier ist einfach ein kontrolliertes Chaos und genau so muss das auch.
Dixi: Also frag mal unsere Crew. So mit Chaos… (lacht) Also wir sind Chaos, aber wir kommen alle mega gut miteinander klar.
Raphael: Wir sind ja immerhin jetzt schon weit gekommen…
Dixi (lacht): Wir haben noch zwei Tage!

Also versteht Ihr Euch auch untereinander auf Tour immer gut und es gibt eigentlich keinen Stress oder so?
Beide: Nee, gibt’s nicht…
Raphael: Stress gibt’s Zuhause… (beide lachen)
Dixi: Wie gesagt, wir gehen um 2.00 Uhr schlafen heute, ne?
Raphael: Ist auch harte Arbeit, muss man sagen… Anstrengend ist das. (beide lachen)

„Wir machen jetzt die Jugendzentren voll… 50 Leute, knallhart!“

Was habt Ihr denn fürs nächste Jahr vor? Habt Ihr da schon irgendwas geplant?
Dixi: Wir beide zusammen? (lacht)
Raphael: Viel kann ich jetzt noch nicht verraten, das ist alles noch ein bisschen in Planung… Ja, für nächstes Jahr kann man halt noch nicht SO viel sagen, gerade weil man jetzt auf diese Tour hingearbeitet hat und erst mal alles andere so beiseite geschoben hat. Aber nächstes Jahr sind natürlich wieder Festivals am Start, da haben wir schon einiges bestätigt, wie Vainstream zum Beispiel und die Impericon Festivals… (scherzhaft) sind ja auch eher so kleine Dinger, ne?
Dixi: Ja, wir machen die Jugendzentren. Wir kommen gerade von der Tour, wir haben gemerkt das läuft hier bei uns, wir machen jetzt die Jugendzentren voll… 50 Leute, knallhart! (lacht) Also ich kann leider bei uns auch nichts dazu sagen, bei uns sind auch ein paar Touren, ein paar Festivals… Wir sind nächstes Jahr glaube ich beide separat wieder komplett auf Tour, wo wir uns wahrscheinlich wieder ein Jahr nicht sehen – leider.
Raphael: Also hin und wieder schon, das ist ja das Gute.
Dixi: Aber ich muss sagen: Wir beide als Bands haben uns glaube ich in den letzten 5 Jahren sehr wenig gesehen. Also eine Tour hatten wir und 2, 3 Festivals… Also schade. Aber separat voneinander.
Raphael: Vielleicht machen wir das ja nochmal in 2020 oder so oder 2019…. Kann man ja!
Dixi (lacht): Dann fahren wir aber mit zwei Nightlinern!
Raphael: Drei! Einen für Marek alleine.

Dann eine letzte Frage/Aufgabe: Würdet Ihr Euch gegenseitig zeichnen?
Raphael (Any Given Day) und Dixi (To The Rats And Wolves" gemalte Portraits