The Baboon Show und Baretta Love in Hannover

The Baboon Show
Foto: Maria Graul

Die schwedischen Rock’n’Roll Punks The Baboon Show kommen zum Auftakt ihrer Deutschlandtour ins Kulturzentrum Faust nach Hannover: Mit im Gepäck haben sie ihr neues Album „Radio Rebelde“ und das Berliner Trio Baretta Love. Rund 500 Fans ziehen gemeinsam mit den Musikern in einen energiegeladenen Abend zwischen Klassenkampf und unfassbar viel Sympathie.

Ein Frühstart zum Auftakt: „Hanover! We have to start 15 minutes earlier tonight!“, verkünden The Baboon Show kurz vor der anstehenden Show und dem gleichzeitigen Tourstart im Kulturzentrum Faust schriftlich über die sozialen Netzwerke. Warum der Frühstart? Man weiß es nicht. Vielleicht kann es der Punk’n’Roll-Vierer aus Schweden nicht erwarten, bis es endlich losgeht oder eine frühe Nachtruhe soll die Akkus für die kommenden Konzerte schnell wieder aufladen. Jedenfalls verschiebt sich die Agenda in der Faust ein wenig nach vorne, sodass der Berliner Support Baretta Love bereits um Viertel vor acht das erste Mal in die Saiten haut.

Anscheinend haben nicht alle Besucher vom frühen Anpfiff Wind bekommen. In der 60er-Jahre Halle ist noch eine Menge Luft. Trotzdem feiern Baretta Love eine gelungene Hannover-Premiere und nach den ersten Songs ist der Laden auch gut gefüllt. Der Sound erinnert an eine Mischung aus den Misfits und The Bronx. So macht es auch Sinn, dass von letztgenannten ein Cover ins Set eingestreut wird. Bassist Philipp erinnert die Crowd im feinsten Berlinerisch: „Hannover muss heute janz schön abliefern für die Baboon Show“. Sänger Fabian bedient sich eher an den zurückhaltenden Tönen: „Vielen Dank fürs Zuhören, das war sehr freundlich!“ Diese Höflichkeit wird mit angemessenem Applaus honoriert und weiter geht’s im strikten Zeitplan.

„Hanover: You are hot and so are we!“

Die Umbaupause gestaltet sich kurzweilig – nicht zuletzt durch die Klänge vom Band: Der Buena Vista Social Club und AC/DC lassen bereits vermuten, worum es bei The Baboon Show geht: Sozialistischer Klassenkampf mit punklastigem Rock’n’Roll Soundtrack. Dabei nimmt sich die Band selbst nicht allzu ernst, sondern spielt gekonnt mit Klischees. Drummer Niclas Svensson betritt die Bühne mit einer viel zu kurzen Jeans-Hotpants und Anarcho-Punk Tank-Top. Seine lange Mähne wird mit einer sozialistischen Generalsmütze verziert. Preisverdächtig für jede „Bad-Taste-Party“, aber passend zur Show.

The Baboon Show lassen nichts anbrennen und haben das Publikum sofort auf ihrer Seite. Frontfrau Cecilia Boström tobt in bester Riot-Grrrl-Manier über die Bühne, springt auf die Monitorboxen und animiert die Crowd zum Mitsingen und Mittanzen. Die Show ist so was von energiegeladen, abwechslungsreich und kurzweilig, dass man einfach Spaß haben muss. „Hanover: Your are hot and so are we!“ The Baboon Show lassen sich abfeiern und das zurecht.

Zwar wirken einige Elemente – wie ein Stage-Dive von Ms. Boström zur Bar oder die Vorstellung der Band – professionell einstudiert, aber Come-on: Ein paar choreographische Elemente und besonders, wenn diese so authentisch wirken, schmerzen auch bei einer Punkshow nicht. Die Setlist geht quer durch die Diskographie, wobei der Fokus auf der neuesten Platte – „Radio Rebelde“ – liegt. Obwohl das Album (CD-Review) erst im Februar erschien, zeigt sich die Crowd in der vollen 60er-Jahre Halle textsicher und spätestens beim Titeltrack „Radio Rebelde“ gibt es Singalong-Gänsehaut pur! Aber auch Klassiker wie „We Got a Problem Without Knowing It“ oder der Mitgröler „Heidi Heidi Ho Ho“ finden an dem Abend Platz im Programm.

Ausgeschlafen in den Klassenkampf

Wer früher anfängt, kann früher aufhören: Punkt 22.00 Uhr, nach einer Stunde und fünfzehn Minuten Spielzeit, ist der knackige Spaß auch schon wieder vorbei. The Baboon Show machen live so viel Bock, dass das Set auch noch ein paar Songs mehr vertragen hätte. Andererseits: Durch den frühen Anpfiff kann Hannover ausgeschlafen in den geforderten Klassenkampf ziehen. Wobei sich mit großer Sicherheit auch niemand über folgende Nachricht beschwert hätte: „Hanover, we have to play 15 minutes longer tonight!“

The Baboon Show

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