Christophs musikalischer Jahresrückblick 2020

Das Jahr 2020 neigt sich nun endlich dem Ende zu. Viel Positives zu bieten hatte es bekannterweise nicht. Alles Geplante wurde verschoben oder gar abgesagt. In kleinen Gruppen treffen ist in der Regel auch nicht so geil, aber am Ende ist es noch Jammern auf hohem Niveau. Andere Länder hat es deutlich schlimmer getroffen als uns. Solidarität und Rücksicht waren in diesem Jahr mehr gefragt denn je. Das Positive, was aus diesen Zeiten entnommen werden kann, ist wieder einmal mehr deutlich geworden, und zwar wer ein Armleuchter ist und wer nicht. Dafür hat das Jahr einige sehr gute Releases. Da waren zum Beispiel Venom Prison, The Lawrence Arms, Kvelertak, Chamber, Year Of The Knife und viele mehr. Immerhin war genug Zeit da, um die Alben ausgiebig zu hören. Ich hätte hier noch mindestens zig weitere Releases nennen können. Am Ende des Tages ist es eine gute Liste geworden mit mehr Geballer als üblich.

„Normalerweise bin ich ein Fan davon, dass alles so bleiben soll wie es ist, aber für nächstes Jahr wünsche ich mir, dass alles wieder so wird, wie es mal war. Zum einen natürlich, dass die Konzerte noch stattfinden, die nachgeholt werden sollen. Aber viel wichtiger ist, wieder mehr Normalität in den Alltag zu integrieren.“

Meine Lieblingsalben 2020

END – Splinters From An Ever-Changing Face

Auch wenn ich normalerweise die Jahresliste nicht nach Ranking ordne, ist diese Platte definitiv auf Platz 1. Es hat ein Weilchen gedauert bis wir warm geworden sind. Dafür läuft sie jetzt rauf und runter. Ein Album mit einer brachialen und explosiven Mischung aus Hardcore, Mathcore und Extreme Metal. Der Song „Absence“ ist so brutal, da würde man nach dem Hören am liebsten kurz herausgehen und gegen eine Laterne treten und mal so richtig den Dampf ablassen.

Ways Away – Ways Away

Die neue Band mit Mitgliedern von Samiam, Stick To Your Guns, Boysetsfire und Racquet Club haben hier ein Knaller-Debütalbum vom allerfeinsten hingelegt. Sehr gute Produktion, starke Melodien und zeitlose Hooks, die für immer in den Ohren hängen bleiben.

Be Well – The Weight And The Cost

Be Well bestehen aus ehemaligen sowie noch aktiven Mitgliedern der Bands Bane, Darkest Hour, Fairweather und Battery. Das Album ist musikalisch ein lupenreines Hardcore Album ohne Makel. Lyrisch ist es ein sehr emotionales, persönliches Album geworden. Der Frontmann Brian McTernan ist schonungslos ehrlich und lässt richtig Dampf ab.

Get Dead – Dancing With The Curse

Get Dead waren bislang keine Band, mit der ich mich unbedingt beschäftigt habe. Aber mit der aktuellen Platte haben sie es dieses Jahr in unzählige Top- Ten Listen geschafft. So auch in meine.  “Dancing With The Curse”  ist an Überraschungsmomenten kaum zu übertreffen. Von Ska zu Punk über Hardcore ist hier alles vertreten und von dem teilweisen schnellen Gesang kann dann einem auch schon mal schwindelig werden. Definitiv das stärkste Album der Band.

Die Ärzte – Hell

Nachdem das vorherige Release “Auch” von 2012 milde ausgedrückt – nicht ganz so gelungen – ist, war ich sehr gespannt auf das neue Album “Hell”. Nach vorsichtigem Reinhören war sofort klar: “die beste Band der Welt“ ist wieder zurück und hat ordentlich viele Hits am Start. Mit der gelungenen Aufmachung als Buch, in der Vinyl Version, ist der Band wieder ein Meisterwerk gelungen.

Cold Years – Paradise

Für mich eine der Neuentdeckungen in diesem Jahr sind die Schotten „Cold Years“. Ein super starkes Debüt haben sie abgeliefert. Für Fans von The Gaslight Anthem und Rise Against ein Muss.

Code Orange – Underneath

Schon ziemlich am Anfang des Jahres stand ein Album für meine Jahresliste fest. “Underneath” ist abwechslungsreich und an Kreativität wohl kaum noch zu überbieten. Man weiß, es wird anstrengend, uneingänging und psychisch fordernd und genau deshalb ist es so eindrucksvoll.

Heaven Shall Burn – Of Truth And Sacrifice

Wo Heaven Shall Burn drauf steht, ist auch Heaven Shall Burn drin. Das Album ist mit 19 Songs und einer Spiellänge von eineinhalb Stunden erstmal ein ziemlicher Brocken. Die Platte kam tatsächlich zum richtigen Zeitpunkt raus, da der Hörer sich Zeit nehmen muss und das hatte in diesem Jahr wohl so ziemlich jeder. Musikalisch ist es wohl das anspruchsvollste Album, was die Band je produziert hat.

DMA’s – The Glow

Noch eine Neuentdeckung für mich sind „DMA’s“ aus Australien, die theoretisch auch Briten sein könnten. Die Band erinnert schon sehr an Oasis, aber ohne dabei ihr eigenes Gesicht zu verlieren. Der Gesang von dem Sänger Tommy O’Dell ist nahelos perfekt und sorgt für den ein oder anderen Gänsehautmoment.

Cremations – Dissolutions Of Balance

Ein Feuerwerk aus Hannover. Extrem wütender Hardcore-Punk mit einem stark metallischen Einschlag. Hier sind keine Anfänger am Werk und das merkt man aber auch. “This album is fucking pissed”.

Meine Lieblingsshows 2020

Es waren ganze vier Konzerte in diesem Jahr, die ich besuchen durfte. Was in anbetracht der aktuellen Lage doch recht viel ist. Nun aber der Reihe nach:

Hippie Trim/Everything In Boxes – Korn Hannover

Super Abend, nette Bands und gutes Essen. Konzertbericht könnt ihr hier nachlesen.

The Menzingers/Spanish Love Songs – Gruenspan Hamburg

Das Konzert fand im Januar statt und das ist gefühlt eine Ewigkeit her, sodass ich mich kaum noch dran erinnern kann. Aber eins ist klar: Die Menzingers sind immer super und werden immer super bleiben. Den Abend heizten Spanish Love Songs ein. Leider bin ich von ihrem aktuellen Album nicht ganz so überzeugt worden. Aber die Band hat trotzdem genug Hits im Live- Repertoire.

No Warning/No Turning Back/Spirit Crusher/Angst/Dagger Threat/Candy – Hafenklang Hamburg

Die Show war voll gepackt mit einer ordentlichen Portion Hardcore und fand im Februar an einem Nachmittag statt. Jede Band hat an diesem Tag in einer angemessenen Location ihr potenzial abgeliefert.

Cremations/Canine/Abest – Stumpf Hannover

Nachdem Abest und Canine den Abend ordentlich angeheizt hatten, betraten die Jungs von Cremations die Bühne und rissen alles ab was sie hatten. Diese Show war die Release-Show zu ihrem neuen Album “Dissolution Of Balance”. Das Stumpf war proppenvoll und somit ausverkauft. Tja, und hätte ich gewusst, dass dieses Konzert Ende Februar das letzte bis zum heutigen Tag sein sollte, hätte ich natürlich ein Circle Pit nach dem anderen angestiftet. Naja, aber ging auch so.

Worauf ich mich 2021 am meisten freue

Normalerweise bin ich ein Fan davon, dass alles so bleiben soll wie es ist, aber für nächstes Jahr wünsche ich mir, dass alles wieder so wird, wie es mal war. Zum einen natürlich, dass die Konzerte noch stattfinden, die nachgeholt werden sollen. Aber viel wichtiger ist, wieder mehr Normalität in den Alltag zu integrieren.