Counterparts, Kublai Khan, Paleface & Dying Wish in Hamburg

Counterparts am 15.04.2023 live im Gruenspan in Hamburg mit Kublai Khan, Paleface und Dying Wish
Foto: Hanna Hindemith

Nachdem sie letztes Jahr ihr bereits siebtes Album namens „A Eulogy For Those Still Here“ (Albumreview) veröffentlicht haben, gehen Counterparts nun mit ihren neuen Songs auf eine ausgedehnte Headliner-Tour. Heute wird – und daran gibt es mit Sicherheit keinen Zweifel – der Fünfer aus Canada den Hamburger Gruenspan in Schutt und Asche legen, sofern die nicht minder großartigen Vorbands überhaupt noch etwas übrig lassen. Counterparts haben sich nämlich nicht lumpen lassen und ein ziemlich fettes Tourpaket schnüren können. Somit sind heute Abend noch Dying Wish, Paleface Swiss und Kublai Khan TX als Support mit dabei. Das verspricht auf jeden Fall einen ziemlich bunten und lauten Abend.

Seriously, from the bottom of my heart. Thank you for being here!Brendan Murphy (Counterparts)

„Bang your fuckin‘ head, bitch!“

Den Anfang machen Punkt 20.00 Uhr Dying Wish… das dachte man zumindest, da auf den einschlägigen Seiten der Beginn mit 20.00 Uhr angepriesen wurde. Tatsächlich begannen Dying Wish jedoch schon um 19:30, weswegen ein Großteil der Leute, die noch in der Schlange standen, den Auftritt großteils oder sogar ganz verpasst haben. Sehr ärgerlich, denn die Band um Frontfrau Emma Boster macht überhaupt keine Gefangenen und bringt das Gruenspan schon mal gehörig auf Temperatur. Das schon anwesende Publikum wird auch direkt von der Energie des Quintetts mitgerissen, hier und da öffnen sich auch schon die ersten Pits und sogar eine Wall of Death wird schon zelebriert. Songs wie „Coward Feed, Coward Bleed“ und „Enemies In Red“ werden schon zu früher Stunde – sehr zur Freude der Band – ordentlich abgefeiert. Nach guten 30 Minuten und ihrem letzten Song „Innate Thirst“ – inklusive sehr textsicherem Publikum (wer auch immer da in Mikrophon gebölkt hat: Respect, das war amtlich) – ist der Spaß aber leider auch schon wieder vorbei und Dying Wish verabschieden sich unter lautem Applaus von der Bühne. Das war schon einmal ein ziemlich guter Auftakt in den Konzertabend.

„Lasst uns ein wenig Spaß haben“

Nach kurzer Umbau- und Verschnaufpause entern Paleface Swiss die Bühne. Die Schweizer haben kürzlich ihren neuen Song „Best Before: Death“ veröffentlicht, der natürlich neben den bekannten Songs wie „Deathtouch“ und „The Orphan“,heute Abend zum Besten gegeben wird. Die Menge ist mittlerweile so richtig auf Betriebstemperatur, eröffnet einen Pit nach dem anderen und singt wieder lautstark und sehr textsicher mit. Es boxt buchstäblich der Papst im Kettenhemd und sogar die ersten Crowdsurfer sind zu sehen. Sänger Zellis sehr schnelle Rapkünste lassen ebenfalls offene Münder entstehen und dafür erntet er einen zurecht verdienten Zwischenapplaus. 

Ein Highlight ist auf jeden Fall aber auch der Song „My Grave/Lay With Me“, der allen gewidmet ist, die mit psychischen Erkrankungen jeden Tag erneut einen unmenschlichen Kampf austragen müssen. Gänsehaut pur! Mit „Light‘s Out“ beenden Paleface Swiss ein ziemlich energiegeladenes Set, was massiv vom Publikum abgefeiert wurde. Jetzt erstmal Durchschnaufen und was trinken. Wir sind ja gerade erst bei der Halbzeit.

Bildergalerie: Paleface

„From us to you. Let me see some damage“

Die Verschnaufpause war auch bitter nötig, denn jetzt stehen Kublai Khan TX in den Startlöchern und die haben anscheinend mächtig Bock – genauso wie die Menge. Direkt beim Opener „The Hammer“ bleibt kein Stein auf dem anderen. So lautstark hat man ein Publikum selten mitsingen hören. Sehr amtlich. Die Menge ist nun auch endgültig auf vollständige Betriebstemperatur angekommen und feiert Songs wie „The Truest Love“, „Us & Them“ und „Swan Song“ – einen Song gegen Gewalt an Frauen und gegen die Sex-Industrie – richtig ab. 

Was auch bei Kublai Khan wieder auffällt ist, dass das Publikum extrem textsicher ist und Kublai Khan es sich nicht nehmen lässt, dieses auch ordentlich zu Wort kommen zu lassen. Die Band um Frontröhre Matt Honeycutt – welche seit 2019 nicht mehr in Deutschland war, wie sie uns verrät – ist sichtlich begeistert von der Energie des Publikums und feuert diese immer weiter an, richtig durchzudrehen. Wenn das so weiter geht, müssen Counterparts tatsächlich in Ruinen spielen. Ein Pit jagt den nächsten und auch die Crowdsurfer lassen sich jetzt wieder sehen. Mit „Antpile“ beenden die Texaner unter tosendem Beifall einen grandiosen Auftritt, der nichts zu wünschen übrig lässt. Beschwingt und teilweise klatschnass füllen sich die Schlangen an den Bars. Hydration ist wichtig, denn der Headliner will auch gebührend gefeiert werden.

Bildergalerie: Kublai Khan TX

„This tour kicks fuckin‘ ass“

Mit dem Intro-Song „07/26/2020“ und unter tosendem Beifall betreten jetzt die Jungs von Counterparts die Bühne, die dann direkt mit „Whispers Of Your Death“ loslegen. Ein sehr emotionaler Song für Frontmann Brendan Murphy, denn dieser handelt von seiner – mittlerweile leider verstorbenen – Katze Kuma. Mit „Fuck, this is hard“ startet er den Song und wischt sich am Ende eine Träne aus dem Auge. 

Gleich zu Beginn fällt aber eines auf: Heute ist kein Bassist dabei. Warum wird leider nicht aufgeklärt, macht dem Ganzen aber auch keinen Abbruch, denn das verbliebene Quartett hat spürbar umso mehr Bock. Das Publikum ist auch direkt voll da und überall öffnen sich Pits, es wird gemosht und die Crowdsurfer sind auch wieder am Start.

Frontmann Brendan Murphy feuert das Publikum immer weiter zu Höchstleistungen an und das folgt seinem Aufruf nur zu gerne. So langsam entwickelt sich das Gruenspan zu einer richtigen Sauna, was tatsächlich dazu führt, dass es an einigen Stellen von der Decke tropft. Das Set der Kanadier wird heute natürlich von ihrem neuen Album geprägt, aber auch alte Klassiker wie „Witness“ oder „Stranger“ dürfen natürlich in der Setlist nicht fehlen und werden begeistert von der Menge gefeiert. Zwischendrin freut sich Brendan immer wieder, wie gut die Tour angefangen hat und dass es, wenn es so weiter geht, die wohl beste Tour wird, die sie je gemacht haben. Mit einem kleinen Augenzwinkern klopft sich Brendan auch selbst auf die Schulter, dass so ein famoses Bandpaket mit auf der Tour ist. Da kann ihm das Publikum nur lauthals zustimmen.

Bildergalerie: Counterparts

„Seriously, from the bottom of my heart. Thank you for being here“

Aber auch ganz Kanada-like bedankt er sich immer wieder überschwänglich beim Publikum, welches heute auch wirklich extrem gut aufgelegt ist. Die neuen Songs können heute auch live auf ganzer Linie überzeugen. „Bound To The Burn“ oder auch das eh schon grandiose „Unwavering Vow“ machen dem Publikum sichtlich viel Spaß. Obwohl Brendan zwar sagt, dass er nicht der beste Sänger ist, können seine Gesangseinlagen heute Abend auch definitiv vor allem bei „Paradies And Plague“ überzeugen. Nach gut 60 Minuten beenden Counterparts ihr Set mit „A Mass Grave Of Saints“ unter ohrenbetäubendem Lärm und verlassen die Bühne.

Aber natürlich hat das Publikum noch lange nicht genug und fordert lautstark noch eine Zugabe. Da lassen sich die Jungs natürlich nicht lumpen und kramen dafür noch einmal ganz tief in der Musikkiste herum. Mit „The Disconnect“ wird noch einmal das Gruenspan in seinen Grundfesten massivst erzittert und sowohl Band als auch Publikum holen noch einmal alles aus sich heraus. Dann ist aber auch wirklich Schluss und Counterparts verlassen nun endgültig unter erneut ohrenbetäubendem Beifall die Bühne und lassen eine Menge schwitziger Körper und glückliche Gesichter zurück. 

Was aber außerdem sehr positiv bei allen Bands an diesem Abend auffiel ist, dass sich alle bei den anderen Bands bedankt haben und sich sehr freuen, mit ihnen auf der Tour zu sein. Auch konnte man bei allen Auftritten der Bands andere Bandmitglieder oben auf der Empore des Gruenspans erspähen. Hier passt es nicht nur musikalisch, sondern anscheinend auch zwischenmenschlich richtig gut.

Ein mehr als gelungener Konzertabend war das. Da kann man nur wünschen, dass der Rest der Tour für die Bands ebenso grandios abläuft.