Mercy Union & Pkew Pkew Pkew live in Hannover

Mercy Union Hannover
Foto: Maria Graul

Gar nicht lang ist es her, dass Mercy Union zuletzt auf Tour waren und Dave Hause and The Mermaid bei einigen Shows unterstützt haben. Schneller, als gedacht, kommen sie nun zurück nach Hannover, um uns ihren 2022 erschienen Longplayer „White Tiger“ zu präsentieren. Unterstützung kommt am heutigen Abend im Béi Chéz Heinz von Pkew Pkew Pkew aus Toronto.

Mercy Union stellen unter Beweis, dass sie sich inzwischen einen Namen gemacht haben und mit ihrer musikalischen Vielfältigkeit sowie Live Power nicht mehr zwingend auf größere Headliner angewiesen sind.<span class="su-quote-cite">Tristan</span>

Bevor wir im Heinz ankommen stellen wir fest, dass „White Tiger“ mit seinem treibenden Sound absolut tauglich für lange Autofahrten ist. Mit Vorfreude auf ein gutes Konzert am Sonntagabend fahren wir der Sonne entgegen und die Kilometer schmelzen schnell dahin. Davon beflügelt, betreten wir den Heinzkeller, in dem sich bisher nur wenig Leute eingefunden haben.

Laut, schnell & witzig

Den Anfang macht heute das Trio Pkew Pkew Pkew aus Toronto. Das schreibt sich nett, aber wie wird das ausgesprochen? Und was bedeutet es? Die aus Kanada angereiste Band ist mir bis zum heutigen Abend nicht vor die Augen oder in die Ohren gekommen. Das ändert sich schlagartig, als das Licht zur Primetime dunkel wird und eine quietschgelbe E-Gitarre auf der Bühne mit einem Riff loslegt, dass es in sich hat. Bereits hier wird deutlich, wo wir uns hinbewegen. Es wird laut, schnell und vor allem witzig. Die Grimassen des Gitarristen beim Spielen sind sensationell und plötzlich befinden sich doch einige Leute vor der Bühne, welche sich zu ersten vorsichtigen Bewegungen animieren lassen.

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Einfach mal nicht nachdenken

Das gebotene Repertoire beschäftigt sich inhaltlich unter anderem mit Themen wie dem versehentlichen Verkauf der Playstation vor der Corona Pandemie (Autsch!), dem Betrunken werden, bevor man überhaupt zum Trinken ausgeht und Spielfilmen. So richtig ernst ist hier dem ersten Anschein nach nichts gemeint und das ist gut so. Wollen wir nicht alle mal das Hirn runterfahren und die Welt ein wenig belächeln? Pkew Pkew Pkew schaffen es dabei, trotz des wilden Personaltauschs, sympathisch statt albern rüber zu kommen und ernten neben dem ein oder anderen Lacher auch viel Beifall.

Technische Vielseitigkeit sorgt für Bewegung

Außerdem ist das musikalisch sehr souverän, was da abgeliefert wird: Riffs, Riffs, Riffs ohne Ende und es ist unmöglich, den Kopf nicht zu bewegen. Dazu gesellt sich der 2-stimmige Gesang in unterschiedlichen Ton- oder Schreilagen. Auch hier steht der Spaß im Vordergrund, denn es macht Laune den drei Jungs zuzusehen, zumal es neben der technischen Versiertheit fast schon Ausdruckstanz ist, was der Gitarrist betreibt. Nach 45 Minuten ist Schluss und das Trio verlässt die Bühne. Zurück bleiben grinsende Gesichter und die Erkenntnis, dass dies ein gelungener Einstieg für den Abend war. Der Vollständigkeit halber bleibt zu erwähnen, dass der Bandname „Piu Piu Piu“ oder „Pju Pju Pju“ ausgesprochen wird und wir die wagemutige These aufstellen, dass es sich um das Geräusch der Laserkanone eines Stormtroopers handelt. Nur eine Vermutung…

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Ruhiger Einstieg

In der Umbaupause bleibt gerade genug Zeit für frische Luft und frischere Getränke, bevor Mercy Union die Bühne betreten und mit „Evergreen“ starten. Ein verhältnismäßig ruhiger Einstieg, was der Stimmung keinen Abbruch tut. Mittlerweile stehen so ziemlich alle Anwesenden vor der Bühne und fühlen sich direkt von der Stimme Jared Harts abgeholt, welche zwischen weichem, warmen Gesang und Schreien wechselt. Beim darauffolgenden Song. „1998“, dem Opener von „White Tiger“, wird er bereits tatkräftig vom Publikum unterstützt und jetzt kann von Ruhe nicht mehr die Rede sein.

Unerwartete Dynamik und Live Power

Morgen hat die Band ihren ersten Off Day nach 6 aufeinander folgenden Konzerten, ist in Partystimmung und möchte den heutigen Sonntag dementsprechend zu einem Freitag machen. Das sollen auch wir spüren und wie versprochen folgt Hit an Hit der aktuellen Platte. Die Spielfreude ist dem Quartett aus New Jersey anzumerken. Der Schlagzeuger betreibt Leistungssport und drischt auf die Trommeln ein, als gäbe es kein Morgen. Es herrscht viel Bewegung auf der Bühne und Jareds Basecap begibt sich mehrmals auf einen Kurzstreckenflug. Während Mercy Union auf Platte eher ruhig und gesetzt rüberkommen, erleben wir hier eine Dynamik, die so nicht zu erwarten war und ansteckend ist.

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Runder Sound und eingängiger Gesang

Dennoch wirkt es nicht hektisch oder überdreht. Im Gegenteil, jede Note sitzt und soundtechnisch passt hier alles. Das Publikum kommt in den Genuss von aufeinander abgestimmten Gitarrensound und der Stimmgewalt von Jared Hart und Rocky Catanese, welche sich perfekt ergänzen. Mit „Prussian Blue“ wird auch der Song gespielt, bei dem inzwischen wohl die meisten mitsingen können, auch wenn es vor der Bühne heute etwas verhalten zugeht.
Nach einer Runde Shots, verbunden mit der Lobpreisung an deutschen Schnaps, befinden wir uns plötzlich schon auf der Zielgeraden und es werden noch einige ältere Songs zum Besten gegeben.

Rancid Cover als Zugabe

Genau zum Schluss streikt dann eine der Gitarren, was schnell behoben wird, sodass der lautstark geforderten Zugabe nichts entgegensteht. Rocky und Jared lassen sich nicht lange bitten und schütteln neben „Basements“ noch ein Rancid Cover aus dem Ärmel, was nun endgültig alle Zuschauenden ins Schwärmen bringt. Es gibt wohl kaum bessere Möglichkeiten, einen Abend zu beenden und die gute Laune ist im Raum zu spüren.

Mercy Union stellen unter Beweis, dass sie sich inzwischen einen Namen gemacht haben und mit ihrer musikalischen Vielfältigkeit sowie Live Power nicht mehr zwingend auf größere Headliner angewiesen sind.

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