Northcote, Chris Cresswell und Matze Rossi live in Hannover

Foto: Maria Graul

Es ist ein Dienstag im März und die „If We Roam“-Tour ist endlich zu Gast in Hannover im Lux. Der kleine Laden in Hannover-Mitte steht somit ganz im Zeichen von Singer-Songwriter oder Akustik-Punk. Neben Northcote und Chris Cresswell ist auch Matze Rossi dabei. Insgesamt rund 70 Besucher genießen einen ruhigen, stilvollen, manchmal auch emotionalen und auch hier und da humorvollen Abend.

Anekdoten, Emotionen und tolle Momente

Pünktlich um 20.00 Uhr ergreift Matze Rossi das Mikrofon und legt mit „Das vertraute Kribbeln in meinen Händen“ los. Der sympathische Musiker ist mittlerweile gern gesehen in Hannover und berichtet davon, dass er beim letzten Besuch seine Gitarre kaputt gemacht hat, diese nun aber Gott sei Dank wieder heil ist. Dann geht es mit „Sturm im Wasserglas“ weiter. Auch hier hat Matthias Nürnberger, wie Matze mit Klarnamen heißt, wie fast zu jedem Song eine Anekdote mitgebracht. So entstand der Song, als das Haus umgebaut wurde und die ganze Familie in einem Zimmer wohnte. Und dabei sagte sein Sohn, dieses Lied wird ein Hit. Da Hannover fleißig mitsingt, bewahrheitet sich diese Aussage auch an diesem Abend. Zu „Zweifeln & Bedauern“, der persönlichen Jobkündigungshymne von Rossi, kommen auch Chris Cresswell und Matt von Northcote auf die Bühne und singen lautstark mit. Die Texte des Schweinfurters sind in der Regel alle sehr persönlich und emotional, wie vor allem „Wenn ich mal“ zeigt, ein Lied, das vom Sterben handelt und derer gedenkt, die nicht mehr da sind. Ein tolles Lied! Matze Rossi erzählt, dass er aufgrund von diesem „Manifest of Death“ oft auf Beerdigungen spielt. „Alles schmilzt zusammen“, das Liebeslied für Hunde „Du weißt immer wie spät es ist“ und „Die Vögel fliegen himmelwärts“ folgen. Ein toller Auftakt, der in der Hymne „Best Friends“ seinen Höhepunkt findet. Dazu geht Rossi mit Gitarre ins Publikum und singt gemeinsam mit den Leuten im Sozialpädagogen Kreis den Refrain, eine Art hannoversche Ekstase. Starkes Finish eines tollen Auftritts, welcher nach 40 Minuten endet.

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Ein gern gesehener Gast in Hannover

Nun ist Chris Cresswell an der Reihe. Zusammen mit Dave am Keyboard startet er mit dem recht flotten „Meet Me In The Shade“. Schon bei „Roam“ wird es dann aber direkt ruhiger. Dennoch ist der Sänger von den nahezu zwei perfekten Songs zum Start des Sets in Hannover sehr begeistert. Auch die Zuschauer, die viele Songs mitsingen, können dies sicher bestätigen. Der Musiker ist froh, wieder in Hannover zu sein. So war er dies vor allem als Sänger der Band The Flatliners schon einige Male, aber auch mit Hot Water Music spielte er z.B. 2022 nebenan im Capitol. Es folgt mit „Bury Me“ ein Flatliners-Song, später wird auch noch „Indoors“ zum Besten gegeben. Der Sänger wundert sich dann noch über die große satanische Kirche in Hannover und meint damit die altehrwürdige Marktkirche mit seinem Pentagramm auf dem Kirchenturm. Es folgt mit „Arrythmic Palpitations“ ein Song von Dead To Me. In den Pausen erntet Cresswell durch seine Aussagen auch immer wieder Lacher und hat sichtbar Spaß an seinem Auftritt im Lux. Teilweise spielt er die Songs dann auch ohne Dave. Weitere Lieder sind „Behind The Crow“, „Little Bones“ oder „Let This Go“ vom aktuellen Album. Bei „Feel“ muss Chris immer daran denken, dass bei einem Auftritt einmal bei diesem Song direkt neben der Bühne die Tür aufflog und eine Gruppe verspäteter Besucher laut lachend in den Laden kamen, die dann völlig erschrocken auf die Reaktion der anderen Besucher reagierten. Mit „You Don’t Wanna Listen To Me“, gespielt mit E-Gitarre, endet dann auch schon der knapp 45-minütige Auftritt von Chris Cresswell, der nach der Lautstärke des Beifalls, äußerst gut beim Publikum ankommt. Tolles Set!

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Alle Jubeljahre ein echtes Highlight

Zum großen Finale dieses Abends kommen dann die beiden Musiker von Northcote auf die Bühne. Neben Matt an der Gitarre und Base Drum, ist dies auch Steven an der E-Gitarre dabei. Matt freut sich wieder in Hannover zu sein, auch wenn dies nur alle Jubeljahre mal so ist – wie der Musiker betont. Los geht es gegen 21.55 Uhr es mit „How Can You Turn Around“ vom „Northcote“-Album, gefolgt von „Keep On Saying Goodbye“, „Bitter End“ und „Hope The Good Things Never Die“. Matt stellt sich und seine „Band“ direkt einmal vor. Die beiden Musiker kommen aus West-Kanada, Matt aus Saskatchewan, Steven aus einem Ort in Manitoba. Heute tourt man nur noch so zweimal im Jahr, früher war das durchaus anders. Musikalisch ist das ein Singer/Songwriter Abend in Reinkultur, man kann aber auch die Americana-, Folk- und Country-Einflüsse nicht verleugnen. Für Matt ist dies ein toller Dienstag. Die Musiker sind bereits seit gut drei Wochen unterwegs, doch am Wochenende endet dieser Run. Matt und Steven haben richtig Spaß an der Sache und das kommt auch beim Publikum an. Weitere Lieder sind „Free Tonight“, „Under The Streetlights“, „Field Of Love“ oder „Drive Me Home“. Ein Lied, welches als Screamo-Emo Stück aus Sasketchewan bezeichnet wird, widmet er Matt Matze Rossi. Ein Highlight ist sicher „Time Will Tell“, ein Cover von Dave Hause, den Matt als großen Bruder bezeichnet, der deutlich kleiner als Matt ist und der vor einigen Jahren Northcote zum ersten Mal nach Hannover gebracht hat. Damals traten beide Künstler im GIG auf.

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Tourguide Matze Rossi und die schönsten Liebeslieder

Mit „Let Me Roar“ biegen die Kanadier dann langsam auf die Zielgrade ein. Matze Rossi kommt erneut auf die Bühne, Dave sitzt auch wieder am Keyboard. Matze sei der Tourguide, sagt Matt, der sie durch all die verrückten Orte bringt, die sie bei dieser Tour so gesehen haben. Vor allem, wenn sie sich selber total verloren fühlen. Es folgt das Liebeslied „I Will Follow You Into The Dark“, im Original von Death Cab For Cutie. Matt offenbart dann noch, dass er gar nicht weiß, wo man am kommenden Tag spielt, sei es Schweinfurt, Bremen oder Neunkirchen. Hauptsache, er kann zu Hause davon berichten. Zusammen mit Chris Cresswell, also allen Musikern des Abends, wird dann „One Hundred“ gespielt, bevor es mit der großartigen Hymne „Worry“ den finalen Song auf die Ohren gibt. Das Publikum singt hier noch einmal lautstark mit, bevor dann nach gut 60 Minuten Schluss ist. Somit endet auch dieser starke Singer-Songwriter Abend, mit diesen tollen und sympathischen Musikern, den vielen Emotionen und Geschichten und herausragenden Momenten. Das hätte mehr Zuschauer verdient gehabt. Die, die da sind, gehen aber glücklich nach Hause!

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