Our Last Night, Lonely Spring und Barbie Sailers in Bremen

Our Last Night am 26.06.2019 live im Tower Musikclub in Bremen
Foto: Sarah Fass

Das Ende eines einigermaßen angenehmen Sommertages in Bremen. Die Luft kühlt gen Abend langsam ab, eine leichte Brise kommt auf und es wird Zeit, sich auf den Weg zum Tower zu machen. Dort stehen gegen 19.00 Uhr bereits so viele Menschen, dass die Schlange droht langsam einmal um den Block zu wandern. Ein eher ungewöhnlicher Anblick für einen Mittwoch Abend – doch konnte die heutige Veranstaltung Mitte Juni tatsächlich eine ausverkaufte Halle vermelden. Grund dafür sind Our Last Night, die heute im Zuge ihrer aktuellen Tour einen Stopp in Bremen einlegen. Als Support sind Lonely Spring und Barbie Sailers dabei.

„Thank you for making this one of our favourite shows in a long time.“

Keine großen Reden, dafür viel Musik und gute Laune

Etwas verspätet, um 19.15 Uhr öffnet der Tower seine Pforten. Der Einlass geht gewohnt souverän und zügig voran, sodass man nach kurzem Warten noch genug Zeit hat, sich mit dem Merch der Bands vertraut zu machen, oder sich ein kühles Getränk zu organisieren. Andere sichern sich bereits jetzt ihren Platz vor der Bühne und beäugen neugierig den heutigen Aufbau, mit dem Banner von Our Last Night im Hintergrund.
Tatsächlich geht es auch bereits um 19.45 Uhr mit der ersten Band los. Barbie Sailers eröffnen den heutigen Abend und treten vor ein zahlreiches, jubelndes Publikum. Die Schweizer halten sich mehr an ihre Musik und weniger an große Reden. Ab und an wird sich bedankt oder der Menge eingeheizt, die schon jetzt gut mitmacht. Der Funke springt gut über und so sieht man sowohl auf der Bühne, als auch davor gut gelaunte Gesichter.

Während der Show nimmt sich gerade Frontmann Toch immer wieder Zeit, Handschläge auszutauschen und lädt die Besucher nach der Show zum Merch ein. Die knappe halbe Stunde Spielzeit nutzen Barbie Sailers gut aus und ziehen immer mehr aufmerksame und neugierige Blicke der steigenden Besucherzahl auf sich. „Thank you everybody, take care.“ bedankt sich Toch im Namen seiner Band, bevor der Song „Follow“ vom aktuellen Album „Sea Of Light“ angestimmt wird. Danach ist es Zeit für das obligatorische Gruppenfoto, nachdem sich die Jungs mit weiteren Danksagungen und ordentlichem Applaus von der Bühne verabschieden. Damit legen sie gut vor und zeigen auf sympathische und publikumsbezogene Weise an, in welche Richtung dieser Abend sich entwickeln wird.

Bildergalerie: Barbie Sailers

„Tanzt ein bisschen mit uns!“

Wenig später geht es mit Lonely Spring weiter. Begleitet von ihrer Version des Hip Hop Klassikers „99 Problems“ und einem jubelnden Publikum betreten die Passauer die Bühne. Bei diesem energiegeladenen Intro, das durchaus gefeiert wird, zeigt sich die Berechtigung für den kleinen verhaltenen Sicherheitsabstand, der sich zurzeit noch vor der Bühne hält. Das eine oder andere Mal bekommt das Publikum die Chance, sich die Gitarren von Näherem anzusehen und auch die zuvor sorgsam aufgestellten Wasserflaschen werden bei der Performance des öfteren von der Bühne gefegt, finden dank helfender Hände aber genauso schnell den Weg zurück. „Tanzt ein bisschen mit uns!“ lädt die Band nach dieser Eröffnung ein und die Besucher kommen dem gerne nach. So ist auch hier die Stimmung ausgelassen und die Reaktion des Publikums spricht für sich.

Mittlerweile sind wohl auch die letzten Gäste angekommen und wie bei Barbie Sailers sieht man bis in die hinteren Reihen mindestens Kopfnicken, weiter vorne wird fleißig getanzt oder im Takt mitgewippt. Auch hier sieht man den Musikern den Spaß deutlich an und so wird gerne darüber hinweg gesehen, dass die Tiefe der Bühne vielleicht kurzzeitig etwas überschätzt wurde. Schließlich bleibt es kollisionsfrei und der Death Drop von Bassist und Sänger Simon Fuchs sorgt kurzzeitig für große Augen, gefolgt von einem Schmunzeln nach der Aussage, dass wohl der Bassist kaputt gegangen sei. Am Ende fällt das Set nach „Underwater“ – was fleißig mitgesungen wird – und tosendem Applaus für die anderen Acts, den Lonely Spring einholen, aus zeitlichen Gründen einen Song kürzer aus. Nachdem sich ausgiebig bedankt wurde geht es in die letzte Umbaupause, in der einmal die komplette Bühne neu bestückt wird.

Bildergalerie: Lonely Spring

Kleines Venue, großes Publikum und eine sprachlose Band

Eine gute halbe Stunde dauert diese Unterbrechung. Die wird genutzt, um sich noch einmal ein kaltes Getränk in dem mittlerweile angenehm verschwitzten Tower zu genehmigen, oder um über aktuelle Lieblingsserien und vergangene Konzerterlebnisse zu plaudern. Nebenbei füllt sich der Raum mit Nebel und dem Geruch der Räucherstäbchen, die auf der Bühne langsam vor sich hin glühen. Dazu wird ein Podest in der Mitte der Bühne aufgebaut, was kurz zu der Frage führt, ob man darauf bei der Deckenhöhe überhaupt noch springen sollte. Schließlich verdunkelt sich der Raum ein letztes Mal und zu dem Intro von „Bury The Hatchet“ vom aktuellen Album „Let Light Overcome“ betreten Our Last Night das Parkett. Das begeisterte Kreischen des Publikums übertönt dabei die ersten Noten. Schnell wird es jedoch melodischer im Konzertsaal und so wird jeder Text aus vollem Herzen und zuverlässig mitgesungen, was den Musikern bereits zu Beginn ein fröhliches Schmunzeln entlockt.

Die anfängliche Frage, ob das Springen mit einem Podest im Tower noch möglich ist, lässt sich spätestens nach dem ersten Song mit „ja“ beantworten. Auf Seite der Band sorgt nun der kleine Sicherheitsabstand für Verwirrung. „Is this something bad?“ fragt Sänger Trevor Wentworth ein wenig irritiert und lädt die Leute damit ein, näher vor die Bühne zu kommen und die Lücke zu schließen – begleitet von der Versprechung, dass auch niemand beißen würde. Nachdem das geklärt ist geht es weiter im Set mit „Same Old War“, das vielleicht noch ein bisschen inbrünstiger mitgesungen wird als sein Vorgänger. Die zwangsläufige Pause, die sich nach wenigen Songs einstellt, weil eine Gitarrensaite reißt, wird für eine kurze atemlose Ansprache genutzt. „I don’t even know what to say right now.“, erklärt Trevor. „You guys are fucking amazing!“ Der Tower sei das kleinste Venue, das die Band seit langem besucht hat. Dass ein kleines Venue noch lange nichts über das Publikum zu sagen hat beweisen die Zuschauer heute wohl eindeutig, was auch die Band strahlend zur Kenntnis nimmt: „We’re having a fucking great time right now!“

Bildergalerie: Our Last Night

Der größte Circle Pit, den der Tower je gesehen hat?

Es folgen unter anderem die Songs „Demons“ und „Prisoners“, begleitet von kleineren Ansagen, bis sich Trevor vor „The Leap“ erneut mit einem Anliegen an das Publikum wendet. „We’re gonna make the biggest fucking circle Pit this venue has ever seen!“ verkündet er und – was soll man sagen? – das gelingt ihnen allemal. So verwandelt sich die gesamte Fläche vor der Bühne, mit Ausnahme der vordersten Reihe, in einen einzigen riesigen Pit. Danach geht es mit „White Tiger“ und einem kleinen Singalong wieder etwas ruhiger zu. Dabei stellt Gitarrist und Sänger Matt Wentworth ebenfalls begeistert fest, dass dieses Publikum wohl einen Preis für seine Textsicherheit verdient hätte. Die zieht sich nämlich zuverlässig durch das ganze Set und alte wie neue Songs bekommen einen Begleitchor, was die Band immer wieder ins Staunen versetzt. Dazu verteilen auch Our Last Night Handschläge und zeigen sich allgemein sehr verbunden mit ihrem Publikum. Vielleicht liegt es gerade an der Größe des Venues, oder daran, dass viele einen langen Weg aus ganz Norddeutschland auf sich genommen haben um heute Abend hier zu sein, doch wird man den ganzen Abend das Gefühl nicht los, Teil von etwas ganz Besonderem zu sein.

Ein rundum gelungener Abend

So bedankt sich auch die Band immer wieder sprachlos und strahlend bei ihren Gästen. „Germany is by far our favourite place to tour, because you guys are fucking amazing.“ erklären sie. „Thank you for making this one of our favourite shows in a long time.“ Dieser Eindruck lässt sich einfach bloß bestätigen, wenn man den Blick durch den Raum wandern lässt. Denn auch die Eltern, die anfänglich teils etwas skeptisch ausgesehen haben sind nun mit einem zufriedenen und wohl positiv überraschten Ausdruck zu sehen. Es ist also auch nicht weiter verwunderlich, dass die Jungs nicht mal ganz von der Bühne sein müssen, bis lautstark nach einer Zugabe gefordert wird. Die liefern sie mit „Sunrise“ nur allzu gern und lassen den Tower ein letztes Mal zu ihrem Chor werden. Dazu fordern sie das Publikum auf, die Taschenlampen ihrer Handys anzumachen, um den Raum in ein Lichtermeer zu hüllen. Es werden die letzten Handschläge ausgetauscht, freundliche Blicke gewechselt und sich von ganzem Herzen bedankt, bis das Set nun endgültig zu Ende ist. Bevor sie sich jedoch verabschieden nehmen sich die Musiker noch einmal Zeit ein paar Worte mit den Besuchern zu wechseln und sich noch einmal bei jedem zu bedanken, der das kurze Gespräch sucht.
Am Ende lassen sie ein rundum glückliches und zufriedenes Publikum zurück, das mit einem Lächeln auf den Lippen gegen kurz vor 23.00 Uhr den Heimweg antritt.

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