Stefan Beham von SBÄM im Interview

Stefan Beham SBÄM Interview

Stefan Beham, den Mann hinter SBÄM, kann man durchaus als vielseitig bezeichnen. Neben unzähligen Artworks für die Szene veranstaltet der Österreicher zahlreiche Konzerte und das mittlerweile vierte SBÄM Fest. Seit der Linzer 2018 außerdem SBÄM Records ins Leben rief, ist er nun auch Labechef. Dieses Jahr ist alles anders. In unserem Interview reden wir über die alltäglichen Besonderheiten und Herausforderungen eines Künstlers und Veranstalters in Zeiten von Covid-19. Außerdem verrät Stefan uns, dass das diesjährige SBÄM Fest vorerst auf den 31. Oktober gelegt wurde.

„Musik ist Hoffnung. Sie ist ein ständiger Begleiter.“

Hi Stefan, allem voran, wie geht es Dir?
Hi. Alles gut so weit, danke. Soziale Distanzierung sucks. Ich bin schon mega froh, wenn das Ganze hier vorbei ist und man seine Freunde wieder sieht. Auf Dauer geht das an die Substanz. Keine Bars, keine Konzerte, …

Wie nimmst Du den Alltag in Österreich gerade wahr und was hat sich seit dem Lockdown für Dich verändert?
Auch nach der fünften oder sechsten Woche – ich hab irgendwie das Zeitgefühl verloren – fühlt sich das alles noch an, wie ein Albtraum. Ich hoffe noch immer aufzuwachen und festzustellen, dass alles okay ist. Menschen mit Masken zu sehen ist auch einfach was an das ich mich nie gewöhnen werde.

Dadurch, dass ja alle Veranstaltungen abgesagt werden mussten, hat sich so einiges hier verändert. Viele Bands auf SBÄM Records mussten ihre Touren bzw. Release Shows canceln, das SBÄM Fest musste abgesagt bzw. verschoben werden, meine Art-Show-Tour durch die USA wird nicht stattfinden, usw. – die Liste ist da ewig lange. Das frustriert schon ziemlich. Mein Fokus liegt daher gerade auf Art-Projekten und die Leute mit Akustik Sessions via Social Media zu unterhalten bzw. eine gute Zeit durch Musik zu bieten.

Wann wurde Dir so richtig klar, dass Covid-19 auch für SBÄM Auswirkungen haben wird?
Das war so Mitte März. Bad Cop/ Bad Cop hatten zuvor noch ein Akustik-Set bei mir im Office gespielt. Am nächsten Tag kam dann die Ansage, dass Veranstaltungen nur noch bis 100 Besucher erlaubt sind. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich ehrlicherweise Covid-19 noch überhaupt nicht auf dem Schirm und war mega angekotzt einige ausverkaufte Shows absagen zu müssen. Als dann aber die Infektionszahlen und Todesfälle in so vielen Ländern rasant anstiegen, war dann schon klar, dass die Sache nicht so schnell vorbei sein wird.

Bildergalerie: SBÄM Poster

[supsystic-gallery id=449]

 

„Plan C ist jetzt der 31. Oktober. Das Line-up steht bereits zur Hälfte.“

Kürzlich habt Ihr dann bekannt gegeben, dass das SBÄM Fest in diesem Jahr verschoben wird. Was ging Dir, kurz bevor Du diese Entscheidung treffen und kommunizieren musstest, durch den Kopf?
Jep, das war wohl eine der beschissensten Situationen seit dem ich SBÄM vor 5 Jahren gegründet habe. Wenn Du 6 Monate an einem Event feilst, das wohl beste SBÄM Fest Line-up so far hast, einige Bands dazu bewegen konntest extra wegen Deinem Fest wieder eine Show zu spielen, dann schmerzt das schon etwas. Und weil ich auch weiß, dass ein Line-up in dieser Konstellation schwierig zu toppen sein wird. Als ich das Statement dann veröffentlichte war dann schon etwas Pipi in den Augen.

Gibt es schon ein neues angedachtes Datum und kannst Du einen Ausblick geben, was uns erwarten wird?
Es gab einen Plan B für das Ende des Sommers. Der ist aber durch die Verlängerung des Verbots von Großveranstaltungen auch gekickt worden. Plan C ist jetzt der 31. Oktober. Das Line-up steht bereits zur Hälfte. Ich bin jetzt mal vorsichtig optimistisch und hoffe, dass im Oktober Veranstaltungen wieder möglich sein werden. Parallel läuft natürlich schon die Vorbereitung für 2021 und ich kann jetzt schon sagen, dass da eine Menge passieren wird (Shows, Festivals, …).

An welchen Projekten/ Artworks arbeitest Du gerade und gibt es merkliche Veränderung?
Ein großes Projekt für NOFX wurde soeben finalisiert. Momentan arbeite ich an einigen Album- und Shirt-Artworks für diverse Bands, der Tour durch die USA (Art Shows) und natürlich dem SBÄM Fest. Die Veränderung ist, dass Du einfach nicht ordentlich planen kannst, weil vieles durch den Virus ziemlich ungewiss ist. Das zehrt ordentlich an den Nerven.

Bildergalerie: SBÄM Poster

[supsystic-gallery id=447]

 

„Mir ist es einfach wichtig etwas Ablenkung in diese triste Zeit zu bringen.“

Seit es SBÄM gibt: Was war das spannendste Deiner Projekte?
Schwierige Frage. Es gibt immer wieder aufregende bzw. spannende Projekte. Hmm, wahrscheinlich das gerade fertiggestellte Projekt für NOFX, bei dem ich direkt mit Fat Mike zusammen arbeiten konnte.

Du hast mittlerweile einige online Akustikfeste veranstaltet. Wie ist die Resonanz von Zuschauern und Musikern?
Die Resonanz ist gewaltig. Bei Spike beispielsweise hatten wir nach 2 Tagen schon über 100.000 Views. Ich finde es einfach toll, dass sich so viele Künstler bereit erklären und mitmachen. Es freut einen schon ziemlich, wenn man ständig Nachrichten von Leuten bekommt, die sich für die ganzen Events bedanken. Mir ist es einfach wichtig Fun bzw. etwas Ablenkung in diese triste Zeit zu bringen.

Wenn Du die Stimmung, die Du aktuell im weltweiten Musikbusiness wahrnimmst, in drei Sätze packen solltest – wie würden diese lauten?
Ich packe es einfach in drei Worte – Worst Case Scenario

Hast Du Tipps, wie Künstler sich jetzt über Wasser halten können?
Ich denke, Livestreams sind da eine ganz gute Lösung.

Worst Case: Club- und Szenesterben. Gerade die selbstverwaltete Szene und Subkultur steht aufgrund der aktuellen Situation vor einem riesigen Scherbenhaufen. Welchen Anteil können wir alle gerade leisten?
Auf jeden Fall mal die bereits gekauften Tickets zu behalten und einfach auf einen Ersatz-Termin warten! Das hilft schon mal ordentlich! Und wenn dann diese ganze Kacke vorbei ist, umso mehr auf Shows gehen!

Bildergalerie: SBÄM Poster

[supsystic-gallery id=448]

 

„Und wenn dieser ganze Scheiß vorbei ist – geht auf Konzerte und feiert!“

Was denkst Du: Brauchen die Menschen die Musik jetzt mehr denn je und warum?
Musik ist Hoffnung. Sie ist ein ständiger Begleiter. Musik ist für mich Inspiration und Motivation.

Verändert sich vielleicht sogar Dein Musikkonsum und wenn ja, wie kann ich mir das vorstellen?
Musik hat schon immer mein Leben bestimmt. Da hat sich durch die Krise nichts daran geändert. Aber ich kaufe momentan viel mehr Platten, um Musiker zu unterstützen.

Was muss sich nach der Krise definitiv in dieser Welt verändern?
Vieles. Es ist einfach erschreckend, wenn man sieht, dass ein Land wie Österreich beispielsweise Schutzkleidung aus Asien importieren muss, weil es im eigenen Land keine Firmen gibt, die diese produzieren. Alles muss immer billig sein damit der Profit stimmt. Aber ich sehe die Krise jetzt als große Chance damit die Menschheit vielleicht mal umdenkt. Vor allem auch was die Musik bzw. Konzerte angeht. In den letzten Jahren waren die Zahlen der Konzertbesucher sehr rückläufig. Ich hoffe, dass sich das jetzt ändert und jeder begreift, dass eine Live-Show vor Publikum einfach wichtig und toll ist.

Das letzte Wort gehört Dir!
Passt auf Euch auf! Helft Euch gegenseitig! Und wenn dieser ganze Scheiß vorbei ist – geht auf Konzerte und feiert!