Das bereits seit vielen Wochen ausverkauft Slime Konzert in der 60er-Jahre-Halle des Kulturzentrums Faust bringt im Rahmen der ausgiebigen „40 Jahre Slime – Durch alle Höllen und Tiefen“-Tour die SlimerInnen zurück nach Hannover. Als Vorband haben die Punkrocker die 1991 in Wermelskirchen gegründete Punkrock Band Skin Of Tears im Gepäck.
„Ich Kann Die Leine Nicht Mehr Sehen“
Pünktlich um 20.00 Uhr stehen Skin of Tears auf der Bühne. Losgelegt wird das dreizehn Songs starke Set mit dem Song „Tonight“. Die anfänglich halbvolle Halle füllt sich im Laufe des Sets immer mehr. Zurückhaltend, aber dennoch mit dem Fuß zum Beat wippend und kopfnickend, reagiert das Publikum auf den melodischen Skatepunk. Nach dem Men at Work Cover „Down Under“ hebt sich die Stimmung im Publikum nochmal deutlich. Es wird getanzt, gelacht, gefeiert. Die nordrhein-westfälische 3er Formation treibt die Stimmung nach vorne und heizt ordentlich für Slime ein. Zwischendurch musste Sänger und Gitarrist Torsten „Toto“ kurz die los gerockten Schnürsenkel seiner Sneaker richten, so sehr rocken die Wemelskirchener die Bühne. Selbst Dicken ließ sich am Backstage-Fenster blicken und winkt in die Halle. Bevor Skin of Tears nach kurzweiligen 40 Minuten von der Bühne gehen, bedanken sie sich bei Slime für die Gelegenheit im Vorprogramm aufzutreten „ohne sich in die Tour einkaufen zu müssen“.
Während der kurzen Umbauphase wird es vor der Bühne langsam so richtig schön kuschelig. Um 20.47 Uhr betreten Slime die Bühne und brettern gleich mit „A.C.A.B.“, „Hey Punk“ und „Legal, Illegal, Scheissegal“ los. Die Halle bebt, die Menge tanzt und pogt sich durch die Opener. Dicken und Co. haben das – wie nicht anders zu erwartende altersmäßig gut durchmischte – Publikum ab dem ersten Akkord voll und ganz in der Hand und sind erfreulicherweise absolut spielfreudig. Im Parkett wippen, headbangen und pogen Street Punks neben mittelalten Herren (in Outdoor-Jacken bekannter Marken) zu „Alle gegen Alle“, „We Don’t Need The Army“, „Die Toten Wollen Wieder Allein Sein“ und „Alptraum“.
Zur Mitte des Sets wird die Akustik Gitarre rausgeholt. Zu „Gewalt“ und „Hier und Jetzt“ wird textsicher mitgesungen. Bevor die Stimmung zu sehr abkühlt prügeln Slime mit „Ebbe und Flut“ weiter durch den Abend. „Fucking German Krautrock“, ruft Dicken in die Menge. „Ich Kann Die Elbe Nicht Mehr Sehen“, wird kurzerhand mit „Ich Kann Die Leine Nicht Mehr Sehen“ angekündigt. Die Halle bebt! Weiter geht’s mit „Wem Gehört Die Angst“, „Goldene Türme“ und dann plötzlich kündigt Dicken an: „Draußen steht die Polizei, die sagen wir dürfen nur noch einen Song spielen.“
„Der Antifaschismus endet nicht, wenn wir hier herausgehen, er fängt dann erst an, wenn wir hier herausgehn“
Dieser „letzte“ Song ist dann also „Schweineherbst“. Im Anschluss verlassen Slime unter tobendem Applaus die Bühne (well played). Nach einigen Minuten und lauter Zugabe Forderungen kommen Slime zurück und brennen mit „Mensch“, „Sich Fügen Heißt Lügen“, „Deutschland Muss Sterben“ und „Störtebeker“ die Hütte ab. Bei dem Stadionsmasher „Let’s Get United“ liegen sich Punk und Banker in den Armen und Mensch hat kurz das Gefühl im Millerntor Stadion zu stehen. Um 22.36 Uhr verlassen Slime glücklich und erschöpft die Bühne und entlassen uns zu Klängen von „In Hamburg Sagt Man Tschüss“ in die Freitagnacht.
Fazit: Slime haben über die Jahre nicht an Relevanz verloren. Die Texte der Hamburger Punk-Legenden sind 2020 leider noch immer so aktuell wie 1991 oder 2008 – vielleicht sogar relevanter als jemals zuvor.
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