Da man mir nachsagt, ich habe Schwierigkeiten mich zu entscheiden, wenn es um Musik geht, habe ich die ehrenvolle Aufgabe unseren Jahresrückblick 2018 zu eröffnen. Wie immer ist es erstaunlich, wie schnell 365 Tage vergehen – besonders, wenn sie mit grandioser Musik, Konzerten, Menschen und Neuentdeckungen gefüllt sind. War nicht gerade noch Sommer?
„Hannover wird sich weiterhin als großartige Musikstadt in Sachen Subkultur zeigen. Ich habe Lust auf 2019 – so richtig!“
Meine fünf Lieblingsalben 2018
Verdammte Axt, es stimmt! Ich kann mich schwer entscheiden. Tatsächlich stelle ich allerdings fest, dass viele Releases dieses Jahr leider nicht so wirklich langfristig im Ohr blieben. Für den Augenblick gab es großartige Alben von The Baboon Show, Mad Caddies, Angry Youth Elite, Talco, Anti-Flag und tatsächlich noch einige andere, aber ganz ehrlich, die fielen mir leider erst ein, als ich die 2018er Releases durchklickte. Meine Platten 2018 sind demzufolge Alben, die seit Release immer wieder laufen.
„Roll Credits“ der Night Birds ist trotz der klassischen Punkstrukturen musikalisch so detailverliebt, dass es gefühlt auch nach dem zwanzigsten Hören noch Neues zu entdecken gibt. Ganz ehrlich – ich bin unsterblich verliebt. Lest hier unser CD-Review
Swingin‘ Utters – Peace And Love
Das neunte Studioalbum der Bay Area Band ist einfach genau richtig. Japp, man kann jetzt maulen, dass das alles irgendwie zu glatt gemischt oder zu gewöhnlich ist oder das man sich den einen oder anderen Lückenfüller hätte sparen können – das ist mir aber, Pardon, ziemlich egal, da die Swingin‘ Utters musikalisch fast alle Gemütszustände bedienen und politisch genau den Punkt der Zeit treffen und Dinge hinterfragen, die zwingend zu hinterfragen sind. Außerdem haben die Kalifornier und ich uns quasi gemeinsam gegründet – 1987 verbindet – Peace and Love! Lest hier unser CD-Review
The Interrupters – Fight The Good Fight
Die vom Tim Armstrong (Rancid) produzierte Platte der Interrupters zündete erst auf den zweiten, dritten oder vielleicht sogar vierten Streich, macht mittlerweile allerdings richtig Spass. Ich höre das Album tatsächlich in den verschiedensten Alltagssituationen: Vom Aufstehen und dem ersten Kaffee mit „Titel Holder“, Putzen mit „Broken World“ oder mich durch die Öffis mit „She’s Kerosene“ oder „Got Each Other“ motzen, wiegt mich „Leap Of Faith“ immer mal wieder in den Schlaf. Armstrong formt seine musikalische Erben und dann gar nicht schlecht. Lest hier unser CD-Review
The Adolescents verfolgen mich schon eine Weile allerdings gab es die erste Begegnung in persona erst auf dem Ruhrpott Rodeo 2016, als die Kalifornier unter dem Pseudonym Kids Of The Black Hole auftraten. Tatsächlich für mich auch die erste Gelegenheit Steve Soto zu fotografieren. Dieser war nicht nur Bassist und Gründungsmitglied der 80er-Hardcore-Punk-Legenden Agent Orange und The Adolescents, sondern unterstütze viele namenhafte Bands wie Legal Weapon, Joyride oder die Supergroup Punk Rock Karaoke. Zwei Jahre später, kurz vor Release der neuen Platte und einer geplanten Tour verstirbt Soto und hinterlässt ein großartiges „letztes“, extrem scharfsinniges Album. Lest hier unser CD-Review
Street Dogs – Stand For Something Or Die For Nothing
Nach acht langen Jahren gibt es endlich ein neues Street Dogs Album und das ist -wie fast alle anderen Alben auch- voll von scharfsinnigem und konfrontierenden „Auskotzen“ politischer und gesellschaftlicher Unerträglichkeiten. Da geht mir das Herz auf. Klassische „pro union – blue collar“-Arbeiterklasse-Themen legitimieren den Glauben an die Hoffnung. Ganz ehrlich, mit dem Album macht sogar Putzen Spaß und man träum sich in den einen oder anderen Straßenkampf, während man den Wischmop schwingt. Lest hier unser CD-Review
Meine fünf Lieblingsshows 2018
Ruhrpott Rodeo in Hünxe
Es ist kein großes Geheimnis, dass das Ruhrpott Rodeo mein Lieblingsfestival ist und das hat sich auch in diesem Jahr bestätigt. Es war so schön, dass kurze Zeit später schon ein privates Rodeonachtreffen einberufen werden musste, da die Stille plötzlich so unendlich laut wurde. Sehen wir uns am ersten Juli Wochenende in Hünxe?
Satanic Surfers und Primetime Failure in Hannover
Skate-Punk-Entertainment par excellence! Allein das neue Album „Back From Hell“ (CD-Review) war ein Kracher 2018, dass die großartigen Satanic Surfers gemeinsam mit den Schnuckies von Primetime Failure dann auch noch das LUX abfackelten setzte dem ganzen im April das Sahnehäubchen auf. 2018 war für mich das Jahr der Heiligen Dreifaltigkeit der schwedischen Punkrock-Szene: Erstmalig Liveshows von den Satanic Surfers und No Fun At All (Interview) und Millecolin kündigen mit einer richtig guten ersten Singleauskopplung ein neues Album (News) an. Danke Schweden! Hier findet Ihr unseren Konzertbericht.
Propagandhi und Spanish Love Songs auf dem Uncle M Fest in Münster
Was ne wilde Nacht, nech Sash? Dieser Abend wird uns wohl noch ein paar Jahre in Erinnerung bleiben. Wir durften unsere Freunde von Uncle M auf deren gleichnamigen Fest besuchen und die großartigen Propagandhi sehen. Hell yeah, das war für mich ein absolutes Highlight in diesem Jahr. Außerdem haben Spanish Love Songs mich von null auf hundert Live absolut in ihren Bann gezogen. Was für sympathische Menschen, was für ein sympathisches Fest. Tragt Euch für den 30. April ein dickes U im Kalender ein.
Jera On Air in Ysselsteyn (NL)
Das Jera On Air habe ich in diesem Jahr ganz klar ins Herz geschlossen. Ein kleines, familiäres und super angenehmes Festival zwischen coolen Menschen, mega leckerem Essen von Just Like Your Mom und ganz vielen liebevoll ausgesuchten Büdchen. Das größte Highlight war, dass der NOFX Song „The Decline“ von einem 58-Mann starkem Orchester performt wurde. Gänsehaut pur. Hier geht es zu unseren Konzertberichten von Freitag und Samstag.
Spanish Love Songs und Ducking Punches in Hannover
Das war ein wirklich wunderschöner Abend zwischen ganz vielen zauberhaften Luftballons und den sympathischen und super talentierten Musikern von Spanish Love Songs und Ducking Punches. Die Atmosphäre und Stimmung dieser Show haben mich ganz verzaubert. Einfach schön. Lest hier unseren Konzertbericht.
Meine Neuentdeckung 2018
Doc Rotten
Die Band aus New Jersey wurde mir tatsächlich so lange ans Herz gelegt, bis sie selbiges im Sturm eroberte. Wes, A.J. und Andrew sind unfassbar sympathische Menschen mit einem tollen Gespür für 90s-Streetpunk, gemischt mit einer satten Portion Humor. Ich würde mir die an Eurer Stelle dringend anhören. Tschüss.
Worauf ich mich 2019 am meisten freue
Während ich hoffe, dass Gesellschaft und Politik so langsam zur Besinnung kommen und sich die menschlichen Zustände irgendwie mal wieder bisschen einpendeln, solltet Ihr definitiv neugierig auf 2019 sein. Holy guacamoly, es wird richtig viel passieren und ich bin unfassbar gespannt darauf. Hannover wird sich weiterhin als großartige Musikstadt in Sachen Subkultur zeigen und ich freue mich weiterhin mit diesen ganzen tollen Menschen in und um unsere Szene zu arbeiten. Ich habe Lust auf 2019 – so richtig!